14.01.2005

Wachstum im Süden

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Wachstum im Süden

SOLLTEN sich die Tendenzen bestätigen, die wir seit 40 Jahren in den Industrieländern und nun auch in den Entwicklungsländern beobachten, ist für die kommenden 50 Jahre eine regelrechte Explosion des Personen- und Güterverkehrs auf der Straße zu erwarten. Selbst vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass der steigende Wille zur Motorisierung in Verbindung mit der demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung der südlichen Länder eine starke Erhöhung des weltweiten Pkw-Bestands und des Straßenverkehrs zur Folge haben wird. Demnach wird sich die Zahl der gefahrenen Streckenkilometer von 1990 bis 2060 versiebenfachen. Bereits 2025 wird das Verkehrsaufkommen im Süden das Niveau der nördlichen Länder erreichen, 2060 werden 70 Prozent des weltweiten Pkw-Verkehrs auf die Länder des Südens entfallen.

Noch drastischer stellt sich die Situation im Güterverkehr dar. Seit 40 Jahren wächst der in Tonnenkilometern gemessene Güterverkehr weltweit mindestens ebenso schnell wie das Sozialprodukt, in Europa 1,7-mal so schnell, in Indien doppelt so schnell. Sollte dieser Trend anhalten, wird der weltweite Güterverkehr 2060 etwa 40 000 Milliarden Tonnenkilometer erreichen, also das Achtfache der 5 000 Milliarden Tonnenkilometer von 1990.

Verantwortlich für das erhöhte Verkehrsvolumen ist die Entwicklung der südlichen Länder: Lag ihr Anteil 1990 noch bei knapp 30 Prozent des weltweiten Güterverkehrsvolumens, so steigt ihr Anteil bis 2020 voraussichtlich auf 60 Prozent und bis 2060 auf 75 Prozent. Selbst bei einer drastischen Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs von Personen- und Lastkraftwagen werden ernsthafte Versorgungsprobleme bei Kraftstoff kaum ausbleiben.

Le Monde diplomatique vom 14.01.2005