11.02.2005

Kriegs-Team

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Kriegs-Team

„Am Anfang eines neu erfundenen Kriegs, den sie den Kalten Krieg nannten, […] wusste niemand, wo die Schlachtfelder waren“, erzählt der Fotograf Robert Capa. 1945 hatte er gehofft, „ein arbeitsloser Kriegsfotograf“ zu werden. „Ich suchte neue Betätigung und traf Mr. Steinbeck, der auch Probleme hat. […] Kurz gesagt wurden wir ein Kalter-Kriegs-Team.“ Sie hatten „das Gefühl, dass hinter den Bezeichnungen ‚Eiserner Vorhang, ‚Kalter Krieg‘ und ‚Präventivkrieg‘ die Menschen mit ihren Gedanken und ihrem Humor völlig verschwunden waren“. Capa fotografierte in der UdSSR, wo er konnte: 4 000 Aufnahmen brachte er am Ende außer Landes.

Unter dem Motto „Wenn deine Fotos nicht gut genug sind, dann warst du nicht nahe genug dran“, war der gebürtige Ungar Robert Capa seit 1934 im Auftrag großer Zeitschriften und Magazine in Kriegs- und Krisengebiete gereist: zuerst 1934 ins (besetzte) Saarland; 1936 in den Spanischen Bürgerkrieg; 1938 reiste er mit dem holländischen Filmemacher Joris Ivens nach Asien, und zwischen 1943 und 1945 begleitete er als Kriegsfotograf den Vormarsch der Alliierten: von Italien über Frankreich nach Deutschland.

Capa war ein Kind des Zeitungsbooms. Mit befreundeten Fotografen gründete er 1947 die Agentur Magnum – eine kleine Revolution im Bereich des Fotojournalismus. 1954 begleitete er den Abzug der französischen Truppen in Vietnam, wo er auf eine Mine trat und starb.

„Sweet Lana und die Kamera“ stammt aus: John Steinbeck and Robert Capa, „A Russian Journal“, Penguin Books 1999, die Fotos entstammen dem umfangreichen Werkkatalog: Robert Capa. Die Sammlung, hrsg. von Richard Whelan, Phaidon Verlag 2001. © Cornell Capa Photo by Robert Capa – 2001, Magnum Photos.

Im Berliner Martin-Gropius-Bau ist noch bis zum 18. April eine umfangreiche Werkschau zu sehen: „Robert Capa – Retrospektive“. Der Katalog zur Ausstellung ist im Nicolai Verlag, Berlin, erschienen. M.L.K.

Le Monde diplomatique vom 11.02.2005, von M.L.K.