In eigener Sache
Ende Februar wurde mit der Zwangsliquidation von il manifesto begonnen – damit ist auch die italienische Ausgabe von Le Monde diplomatique am Ende. Sie erschien, als erste übersetzte Ausgabe des französischen Originals, seit 1994. Ein Jahr später folgte die deutschsprachige Ausgabe – heute gibt es LMd weltweit in über fünfzig Ausgaben und dreißig Sprachen.
Die traditionsreiche kommunistische Tageszeitung il manifesto kämpfte seit Jahren ums Überleben, konnte sich aber dank staatlicher Unterstützung und gelegentlicher Spendenaufrufe bisher über Wasser halten. „Das ist jetzt vorbei“, sagt die Redakteurin Geraldina Colotti. „Die Subventionen für die Presse wurden schon letztes Jahr zusammengestrichen. Anfang dieses Jahres sind sie mit dem Sparprogramm von Mario Monti ganz weggefallen.“
Zum Schluss hat das Kollektiv händeringend nach Lösungen gesucht. Es gab einen flammenden Spendenaufruf (1 000 mal 1 000 Euro). Die Leserinnen und Leser sollten Fotos von sich selbst mit einer manifesto in der Hand auf die Website der Zeitung stellen und wussten sich in bester Gesellschaft: Der Schauspieler Dustin Hoffman hatte sich mit einer Ausgabe ablichten lassen, und der uruguayische Schriftsteller Eduardo Galeano erklärte, weshalb il manifesto gut für die Gesundheit ist. 2008 hatte die Genossenschaft mit einer ähnlichen Aktion noch eineinhalb Millionen Euro einsammeln können.
Ende Dezember musste bereits die griechische Ausgabe von LMd eingestellt werden, die erstmals 1998 als Beilage der liberalen Tageszeitung Eleftherotypia erschienen war. Seit August 2011 hatte die Belegschaft kein Geld mehr erhalten, die Zeitung aber weiter produziert. Am 28. Dezember beantragten die Inhaber der Eleftherotypia dann die Insolvenz.
Seit Mitte Februar wird die Zeitung nun in Selbstverwaltung und als Wochenausgabe unter dem Namen Eleftherotypia der Redakteure wieder herausgegeben, allerdings ohne LMd. Die Redakteurin Valia Kaimaki will sich ihren Optimismus nicht nehmen lassen. „Demnächst starten wir mit einer neuen Website. Wir sind in Verhandlungen mit zwei Zeitungen, damit wir bald wieder eine gedruckte Ausgabe haben. Normalerweise läuft das umgekehrt, aber in Zeiten wie diesen müssen wir eben revolutionär und erfinderisch sein.“ Sonja Wenger