07.05.2025

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Die Pressefreiheit ist weltweit auf einem historischen Tiefstand. Das zeigt die Rangliste der Pressefreiheit, die Reporter ohne Grenzen (RSF) am 2. Mai 2025 veröffentlicht hat. Die 180 beobachteten Staaten sind in fünf Kategorien eingeteilt: gut – zufriedenstellend – problematisch – schwierig – sehr ernst. In 90 Ländern ist die Situation für Medienschaffende „schwierig“ oder „sehr ernst“. Dafür ist neben einer fragilen Sicherheitslage und politischer Repression auch der ökonomische Druck verantwortlich. Immer mehr Medienschaffende müssen nicht nur um ihre redaktionelle Unabhängigkeit, sondern zugleich auch um ihr wirtschaftliches Überleben kämpfen.

Nach den RSF-Daten schaffen es die Medien in 160 Ländern nur „mit Schwierigkeiten“ oder „überhaupt nicht“, stabil zu wirtschaften. In 46 Staaten konzentriert sich der Medienbesitz in den Händen weniger Eigentümer. In fast einem Drittel der Länder mussten Redaktionen 2024 aus wirtschaftlichen Gründen schließen. Häufig ging der wirtschaftlichen Schieflage extremer Druck durch die Behörden voraus. Zudem sind Medienhäuser in vielen Ländern auf Erlöse aus Anzeigen der öffentlichen Hand angewiesen. Das nutzen autoritäre Regierungen, um durch Vergabe oder Entzug von Anzeigen die journalistische Arbeit zu beeinflussen.

Europa ist zwar nach wie vor die Weltregion, in der die Medien am freiesten berichten können, wobei Norwegen und Estland die Plätze 1 und 2 der Rangliste belegen. Aber auch in Europa wurde nur noch für sieben Staaten eine „gute Lage“ der Pressefreiheit ermittelt. In Deutschland (Platz 11) ist der Zustand nur noch „zufriedenstellend“, während er in sieben südosteuropäischen Ländern als „problematisch“ gilt.

In den Amerikas hat sich die Lage der Pressefreiheit in über der Hälfte der Länder verschlechtert. In 12 von 28 Staaten wird die Lage für Medienschaffende als „schwierig“ oder „sehr ernst“ bewertet. Größter Absteiger ist Argentinien (Platz 87), wo Präsident Javier Milei den öffentlichen Rundfunk und die staatliche Nachrichtenagentur Télam geschlossen hat. Das gefährlichste Land bleibt Mexiko (124) mit der höchsten Zahl von ermordeten Jour­na­lis­t:in­nen (außerhalb von Kriegsgebieten). In den USA (57) agiert die Trump-Regierung pressefeindlich und diskriminiert kritische Medien.

In Subsahara-Afrika hat sich die Situation der Presse deutlich verschlechtert, wobei in 80 Prozent der Länder auch die wirtschaftliche Lage der Medien bedrohlich ist. Auch in der Region Asien/Pazifik arbeiten Medienschaffende unter schwierigsten Bedingungen. In 13 Ländern der Region gilt die Lage als „sehr ernst“. In einigen Ländern, etwa in Indien (151), werden einflussreiche Medienkonzerne von Konglomeraten kontrolliert, die mit politischen Machthabern verbündet sind.

Die gefährlichste Region für Medienschaffende bleibt der Nahe Osten/Nordafrika. In Gaza wurden fast 200 Jour­na­lis­t:in­nen bei Angriffen der israelischen Armee getötet, davon knapp 50 im Zusammenhang mit ihrer Arbeit. Israel ist in der Rangliste um elf Plätze auf Rang 112 abgerutscht. In allen Ländern der Region – außer in Katar (79) – ist die Lage „sehr ernst“ oder „schwierig“.

Le Monde diplomatique vom 07.05.2025