10.04.2025

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Seltene Erden

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Als Reaktion auf die von US-Präsident Trump angeordneten Zölle verhängte China Anfang April ebenfalls einen Zoll in Höhe von 34 Prozent auf alle Importe aus den USA. Zudem beschloss Peking Restriktionen für den Export bestimmter seltener Erden, die für die US-Rüstungs- und Luftfahrtindustrie sowie den Bau von Computern und Elektroautos wichtig sind. In China werden etwa 60 Prozent der weltweit geförderten seltenen Erden abgebaut. Dieser Anteil steigt bei verarbeiteten seltenen Erden – etwa in Form von Magneten – auf 90 Prozent, weil China bei der Raffinierungsindustrie führend ist. Eine Analyse dieser Waffe, über die Peking im Handelskrieg mit Washington verfügt, schrieb Camille Bortolini für LMd bereits im Juli 2020 unter dem Titel „Macht der seltenen Erden“.

Erinnerungspolitik

Am 11. April 1945 wurden die Überlebenden des NS-Konzentrationslagers Buchenwald befreit. Zum 80. Jahrestag sollte der Philosoph und Friedensaktivist Omri Boehm am 6. April in der Gedenkstätte bei Weimar eine Rede halten. Doch dann wurde er auf Druck von Ron Prosor, Israels Botschafter in Deutschland, vom Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner wieder ausgeladen, weil man fürchtete, die Überlebenden könnten instrumentalisiert werden. Dass diese Gefahr nicht bestand, zeigt der Text von Boehms nicht gehaltener Rede (in der Süddeutschen Zeitung vom 6. April). Tatsächliche frühere Instrumentalisierungsversuche, etwa durch die DDR oder die Thüringer AfD, schilderte Sonia Combe im April 2020 in LMd in ihrem Text „Erinnerungspolitik am Beispiel Buchenwalds“.

Insolvente Gentest-Firma

Am 24. März hat das 2006 gegründete Gentest-Start-up 23andMe Insolvenz angemeldet. Das kalifornische Unternehmen bot kommerzielle Gen­analysen an, nun stehen die Daten von über 15 Millionen Menschen zum Verkauf. Jetzt wird den ehemaligen Kun­d:in­nen empfohlen: „Delete and destroy“, um zu verhindern, dass die Daten in falsche Hände geraten. In ihrem LMd-Beitrag „Dienstleistung Gentest“ von Juni 2008 benannte Catherine Bourgain bereits die Risiken der bejubelten „genombasierten Gesundheitsforschung“. Und im LMd-Text von Februar 2018 „Stammbaum zu verkaufen“ berichteten Frédéric Kaplan und Isabella di Lenardo, dass schon damals Millionen Kun­d:in­nen erfahren mussten, dass 23andMe ihre Daten an Pharma­labore verkauft hatte.

Le Monde diplomatique vom 10.04.2025