Gestern in LMd, heute in den Nachrichten
Kämpfe in Syrien

Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) sind bei Kämpfen zwischen Truppen der neuen Machthaber und Anhängern des gestürzten Assad-Regimes seit dem 6. März über 1000 Menschen getötet worden. Die blutigen Auseinandersetzungen ereigneten sich in der mehrheitlich von Alawiten bewohnten Provinz Latakia. Laut SOHR sollen Soldaten der Übergangsregierung dabei auch hunderte Zivilisten getötet haben. Seit der Machtübernahme der islamistischen HTS herrscht unter den Alawiten große Angst vor Racheakten. Assad – selbst Alawit – hatte viele Schlüsselposten in Regierung, Armee, Geheimdienst und Partei mit Alawiten besetzt. Welche Rolle die Glaubensgemeinschaft unter Assad spielte, schilderte Adrien Cluzet im Juli 2021 in LMd: „Assad und kein Ende“.
Freilassung in Seoul
Ein Gericht in Seoul hat die Freilassung von Präsident Yoon angeordnet, der seit dem 15. Januar in Untersuchungshaft saß. Das Amtsenthebungsverfahren läuft aber weiter. Es war am 14. Dezember 2024 vom Parlament beschlossen worden, nachdem Yoon am 3. Dezember das Kriegsrecht ausgerufen hatte. Nun wird befürchtet, dass Yoons Haftentlassung die politischen Spannungen weiter anheizen wird. Am 8. März wurde Yoon auf den Straßen Seouls von 50.000 Anhängern gefeiert; eine Mehrheit ist aber nach wie vor für eine Amtsenthebung. Die Hintergründe des Verfassungskonflikts hat Renaud Lambert in der aktuellen Februar-Ausgabe von LMd analysiert: „Anatonomie eines Putschversuchs“.
Verminte Erinnerung
In Frankreich wurde der Journalist Jean-Michel Aphatie von seinem Sender RTL suspendiert, nachdem er mit einer Kritik an der französischen Erinnerungspolitik einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hatte. Jedes Jahr am 10. Juni wird in einer präsidialen Zeremonie an das Massaker der Waffen-SS in Oradour-sur-Glane erinnert. In der beanstandeten Sendung hatte Aphatie darauf hingewiesen, dass während der französischen Kolonialherrschaft in Algerien (1830–1962) hunderte solcher Massaker geschehen seien und gefragt: „Sind wir uns dessen eigentlich bewusst?“ Ihn habe die Lektüre wissenschaftlicher Bücher sehr aufgewühlt, erklärte er später auf X. Unter dem Titel eines dieser Bücher „Papa, was hast du in Algerien gemacht?“ stellte Adam Shatz im März 2022 in LMd jüngere Forschungsarbeiten zu dem tabuisierten Thema vor.