09.01.2025

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Staatskrise in Seoul

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Nachdem Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol am 3. Dezember kurzzeitig das Kriegsrecht verhängt hatte, stimmte das Parlament für seine Amtsenthebung. Seither entzieht sich Yoon seiner Festnahme im Zuge von Ermittlungen wegen Machtmissbrauch und wird von Teilen des Sicherheitsapparats geschützt. Die Staatskrise in Südkorea offenbart eine tiefe Spaltung der politischen Landschaft, die bis in die Zeit der Diktatur nach dem Koreakrieg zurückreicht. In „Südkoreanische Szenen“ schilderte Renaud Lambert in LMd vom Juli 2023 die autoritären Hinterlassenschaften, deren antikommunistische Obsession nicht zuletzt dazu dient, jede Kritik an der neoliberalen Wirtschaftsordnung zu kriminalisieren.

Maduro zum Dritten?

Am 10. Januar will Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro nach einer manipulierten Wahl seine dritte Präsidentschaft antreten. Bereits im Dezember hatte der mutmaßliche Wahlsieger Edmundo González aus seinem spanischen Exil angekündigt: „Ich werde am 10. Januar in Venezuela sein, um die Geschäfte zu übernehmen.“ Auf der Suche nach Unterstützung hat er Argentinien, Uruguay und weitere lateinamerikanische Staaten besucht und wird voraussichtlich auch in die USA reisen. Die venezolanischen Behörden haben ein Kopfgeld von 100 000 Dollar auf ihn ausgesetzt und ein Fahndungsfoto veröffentlicht. In LMd vom Oktober 2024 berichtete Christophe Ventura, wie sich Präsident Maduro „mit Zähnen und Klauen“ an die Macht klammert. In derselben Ausgabe beschrieb der venezolanische Publizist und Politikwissenschaftler Andrés Cañizález in „Kritik von links“, vor welches Dilemma der autokratische Sozialist Maduro die Linke weltweit stellt.

Katastrophe in Accra

In Ghanas Hauptstadt ist am Neujahrstag ein Großfeuer auf einem riesigen Markt für Secondhand-Textilien ausgebrochen. Der Kantamanto Market ist einer der weltweit größten Umschlagplätze für gebrauchte Kleidung aus aller Welt. Der Brand vom 1. Januar hat zwei Drittel der Stände und Werkstätten (die Textilien werden repariert und umgearbeitet) vernichtet und damit die Existenzgrundlage von mindestens 8000 Menschen. Über den Kantamanto Market berichtete Brigitte Werneburg in „Fast Fashion“ in LMd vom Oktober 2022. Und sie beschreibt, wie das Geschäft mit der Wegwerfmode funktioniert, das durch die Modeindustrie ständig neu angeheizt wird.

Le Monde diplomatique vom 09.01.2025