Meldungen des Monats
Seit dem 1. Oktober sitzt in Kambodscha der Journalist Mech Dara in Untersuchungshaft. Laut der unabhängigen Journalistenvereinigung CamboJA soll er wegen „Anstachelung zur Störung der sozialen Sicherheit“ angeklagt werden. Damit droht ihm eine Gefängnisstrafe von bis zu zwei Jahren. Der Journalist war am 30. September von der Militärpolizei festgenommen worden – nur weil er auf Facebook Fotos von Zerstörungen bei einer Pagode in der Provinz Prey Veng gepostet hat. Mech Dara ist vor allem durch seine Recherchen zu Themen wie Menschenhandel und Cyberkriminalität bekannt geworden. Mehrere der Medien, für die er gearbeitet hat, wurden in den letzten Jahren verboten oder durch Lizenzentzug geschlossen. Auf der RsF-Rangliste der Pressefreiheit steht Kambodscha auf Platz 151 von 180 Staaten.
In China geht die Verfolgung der Reporterin Zhang Zhan weiter. Nachdem sie Ende August abermals festgenommen worden war, wurde jetzt ein Strafverfahren gegen sie eröffnet. Laut Anklage soll sie „Streit angefangen und Ärger provoziert“ haben. Bei einer Verurteilung droht Zhang eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren. Die Journalistin und Bloggerin ist seit ihrer kritischen Berichterstattung über den Beginn der Coronapandemie in Wuhan im Visier der chinesischen Behörden. Schon im Dezember 2020 war sie zu vier Jahren Gefängnis verurteilt und erst im Mai dieses Jahres entlassen worden. In China sitzen derzeit mindestens 111 Medienschaffende wegen ihrer Arbeit im Gefängnis, mehr als in jedem anderen Land.
In den USA hat J. D. Vance, Kandidat der Republikaner für das Amt des Vizepräsidenten, die Verbreitung von Lügen zu politischen Zwecken eingestanden und gerechtfertigt. In einem CNN-Interview äußerte sich Vance zu einer Falschmeldung über Immigranten aus Haiti, die er selbst und der Präsidentschaftskandidat Donald Trump in Wahlkampfreden verbreitet haben. Gegenüber der Interviewerin Dana Bash gab Vance zu, dass er die Behauptung, dass haitianische Flüchtlinge in Ohio die Haustiere anderer Leute stehlen und verzehren, selbst in die Welt gesetzt hat. Seine Begründung: „Wenn ich Storys erfinden muss, damit die amerikanischen Medien dem Leiden des amerikanischen Volks Aufmerksamkeit schenken, dann werde ich genau das tun.“ Seitdem die Migrantenzeitung The Haitian Times die Beteiligung von Vance an der Lügenkampagne aufgedeckt hat, erhielt die Redaktion ständig Drohanrufe.
In Großbritannien praktizieren die politischen Parteien neuerdings eine Gesinnungskontrolle der Medienschaffenden, die über ihre Parteitage berichten dürfen. Am 24. September verweigerte die Labour Party dem Journalisten John McEvoy von der investigativen Medienplattform Declassified die Akkreditierung für ihre Parteikonferenz. Bei den Konservativen mussten Sam Bright von der Website DeSmog und Simon Childs von Novara Media draußen bleiben. Beide linken Journalisten waren auch beim Parteitag der rechtspopulistischen Reform Party von Nigel Farage unerwünscht; ebenfalls ausgeschlossen wurden Carole Cadwalladr vom Observer und Joshia Mortimer von der Byline Times.