Gestern in LMd, heute in den Nachrichten
Edi Rama mischt sich ein
Die Bürgermeisterwahl im albanischen Küstenstädtchen Himara gewann am 4. August ein Kandidat der Sozialistischen Partei (PS) von Präsident Rama. Es war eine außerplanmäßige Abstimmung, weil Fredi Beleri, der Sieger der regulären Wahlen vom 14. Mai 2023, sein Amt nicht antreten konnte. Der Kandidat der griechischen Minderheit und oppositionellen Demokratischen Partei (PD) war vor dem Wahltag verhaftet worden. Im März 2024 wurde er zu einer zweijährigen Haftstrafe wegen angeblichen Stimmenkaufs verurteilt. Er sitzt in Tirana im Gefängnis. Allerdings durfte er zur Vereidigung als Abgeordneter im EU-Parlament, zu dem er auf der Liste der griechischen Regierungspartei ND gewählt wurde, für einen Tag nach Brüssel reisen. Als sein Ersatz in Himara trat der griechisch-amerikanische Unternehmer Petros Gikourias an. Präsident Rama hat sich persönlich in diesem lokalen Wahlkampf engagiert, bei dem es um die Macht in einer Region geht, die als Immobilienfiletstück der „albanischen Riviera“ gilt. Bei der Verteilung der Beute droht die griechische Minderheit leer auszugehen, da ihre Besitzansprüche im kommunistischen Albanien nie registriert wurden. Über den „Fall Beleri“ und die ökonomischen Interessen, die in Himara auf dem Spiel stehen, berichtete im Mai 2024 Hans-Georg Taucher.
Lithium aus Serbien
Am 19. Juli reiste Bundeskanzler Scholz mit dem Vizepräsidenten der EU-Kommission nach Belgrad, um mit Präsident Vučić ein Abkommen über den Abbau von Lithium zu schließen. Das seltene Metall wird für die angestrebte Energiewende benötigt. Über den „Lithiumhunger“ der EU, der jetzt im westserbischen Jadar-Tal gestillt werden soll, berichteten Saša Dragojlo und Ivica Mladenović in LMd schon im September 2022. Bereits damals stand der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto in den Startlöchern, an den nun die Abbaulizenz vergeben wurde. Umweltschützer:innen befürchten indes eine Verunreinigung des Grundwassers. Ähnliche Sorgen gibt es im bosnischen Lopare. Hier hat das Schweizer Unternehmen Arcore Probebohrungen durchgeführt. Lokale Initiativen warnen vor massiven Umweltzerstörungen, berichtete Sead Husic im Mai 2024 in seinem LMd-Artikel „Lithium aus Lopare?“ Dabei gibt es auch in Deutschland reiche Vorkommen. Im Oberrheingraben etwa könnte das Metall aus Thermalwasser gefördert werden, was umweltverträglicher wäre als der Abbau in Serbien oder in Bosnien und Herzegowina.