07.03.2024

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Fragile Koalition in Pakistan

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Das Parlament in Islamabad hat eine Regierung gewählt, deren Haltbarkeit von vornherein als zweifelhaft gilt. Neuer Premierminister ist Shehbaz Sharif, Chef der islamischen Partei PML-N und jüngerer Bruder des dreimaligen früheren Regierungschefs Nawaz Sharif. Er stützt sich auf ein fragiles Bündnis mit der Pakistanischen Volkspartei PPP, dem noch weitere kleinere Parteien angehören. Die Koalition der beiden wichtigsten und lange verfeindeten Familiendynastien (Sharif und Bhutto) dient vor allem dem Zweck, die PTI von Ex-Premier Imran Khan in Schach zu halten, die beim Urnengang vom 8. Februar wider Erwarten stärkste Partei geworden war. Der PTI-Chef war nur zehn Tage zuvor wegen angeblicher Korruption zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden. Auch deshalb waren die Wahlen von Unruhen und Gerüchten über Manipulationen überschattet. Bei der Regierungsbildung hat wie immer in Pakistan das Militär die Fäden gezogen. Die politische Rolle der Armee, die auch eine gigantische Wirtschaftsmacht ist, hat Laurent Gayer im November 2023 in LMd unter dem Titel „Beute des Militärs“ analysiert. Schon in der Oktoberausgabe 2018 beschrieb Christophe Jaffrelot in „Die Generäle und der Cricketstar“ die lange Geschichte der Einmischungen des Militärs in die pakistanische Innenpolitik, und Alizeh Kohari erzählt in ihrem „Brief aus Karatschi“ vom Januar 2022 von der massiven Spaltung der Gesellschaft.

CO2 in die Nordsee?

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will die CO2-Speicherung im Meeresboden ermöglichen. Laut Bundesregierung seien die deutschen Klimaziele ohne Maßnahmen wie diese nicht mehr zu schaffen. Die Technik, die dabei zum Einsatz kommen soll, nennt sich Carbon Dioxide Capture and Storage (CCS) und ist eine Form des Geoengeneering. Der Diskurs über „Climate Geoengineering“ hat in den letzten Jahren erheblichen Auftrieb erhalten. In seinem Text „Die Klimamacher kommen“ in der LMd-Ausgabe vom Mai 2018 hat Udo E. Simonis die verschiedenen Pro- und Contra-Argumente für technische Eingriffe ins Klima aufgeführt. Er benennt unter anderem das Risiko, dass die Aussicht auf technische Lösungen dazu verführen könnte, weiterhin viel zu viel CO2 auszustoßen. So ist es nicht verwunderlich, dass über Habecks Vorschlag vor allem in energieintensiven Industriebranchen wie der Zement- oder Stahlindustrie gejubelt wird. Umweltverbände hingegen kritisieren die Pläne.

Le Monde diplomatique vom 07.03.2024