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Seit dem Massaker der Hamas in Israel und dem Beginn der israelischen Bombardierung des Gazastreifens wurden nach RSF-Recherchen insgesamt 73 Medienschaffende getötet: 66 im Gazastreifen, vier in Israel und drei im Libanon. In 18 dieser Fälle konnte mit hinreichender Sicherheit festgestellt werden, dass ihr Tod direkt mit ihrer Arbeit zusammenhängt. RSF kommuniziert vorrangig diese Zahl, recherchiert aber in allen Fällen weiter. Das ist aufgrund der unübersichtlichen Lage vor Ort, der instabilen Internet- und Telefonverbindungen – und der versuchten Beeinflussung von mehreren Seiten – eine schwierige Aufgabe.
Nach dem Hamas-Überfall vom 7. Oktober, bei dem mindestens vier israelische Journalist:innen getötet wurden, ist vor allem die israelische Kriegsführung für die vielen Toten verantwortlich. Die Luftangriffe auf den Gazastreifen, die tausende Opfer unter der Zivilbevölkerung fordern, gefährden auch die Journalistinnen und Reporter, die noch im Gazastreifen verblieben sind. In der Vergangenheit konnte RSF noch Schutzwesten und -helme in Kriegsgebiete bringen. Das ist in Gaza nicht möglich, da Israel keine Dual-Use-Güter über die Grenze lässt.
Die Berichterstattung über den Krieg wird auf beiden Seiten behindert. Im Gazastreifen hat die Hamas die Arbeit unabhängiger und kritischer Medien schon in der Vergangenheit stark eingeschränkt, zum Teil gewaltsam. Dennoch gab es zumindest bis zum 7. Oktober eine durchaus lebhafte Zivilgesellschaft. Pauschale Urteile, sämtliche Medien stünden unter Kontrolle der Hamas, hält RSF für unzutreffend und gefährlich. Entsprechende Behauptungen, auch von israelischen Regierungsmitgliedern, haben sich bislang nicht bestätigt.
Von den Medienschaffenden aus aller Welt, die seit dem 7. Oktober nach Israel geflogen sind, konnte niemand ohne Begleitung in den Gazastreifen gelangen. Seit dem 4. November gestattet das israelische Militär lediglich eine „embedded“ Berichterstattung, wobei das gewonnene Material einer Kontrolle unterliegt. In Gaza selbst sind große Nachrichtenagenturen wie AFP, AP und Reuters mit lokalem Personal vertreten.
Seit dem Hamas-Angriff kommt es häufig zu Drohungen und Gewalttaten gegen Medienschaffende, die von Israel aus über den Krieg berichten, insbesondere wenn sie arabischer und palästinensischer Nationalität sind. Betroffen sind aber auch Mitarbeitende ausländischer Medien und der liberalen israelischen Tageszeitung Haaretz. Im besetzten Westjordanland sind es auch häufig rechtsradikale bewaffnete Siedler, die internationale und lokale Medienteams zu behindern versuchen. Die israelischen Sicherheitskräfte haben derzeit 14 palästinensische Medienschaffende inhaftiert, denen „Anstachelung zur Gewalt“ vorgeworfen wird.
Bereits vor dem 7. Oktober wurde die journalistische Arbeit im Westjordanland durch die Palästinensische Autonomiebehörde wie durch die israelischen Besatzungstruppen eingeengt. In Israel selbst können Journalistinnen und Reporter bislang weitgehend frei berichten; ein in Regierungskreisen diskutiertes Verbot von al-Jazeera ist wieder vom Tisch.