09.11.2023

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Koloniale Verbrechen

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Bei seinem Besuch in Tansania hat Bundespräsident Steinmeier um Verzeihung gebeten und sagte auch die Rückgabe der Schädel und Gebeine getöteter Widerstandskämpfer zu, die bis heute in deutschen anthropologischen Sammlungen lagern. Über diese Schädel und darüber, was sie nicht nur über die „ins Irrationale reichende Vernichtungswut“ der deutschen Kolonialherren sagen, sondern auch über die Nichterinnerungskultur der Nachfahren, hat Charlotte Wiedemann einen wichtigen Text geschrieben. „Ein Grab in Tansania“ ist als Vorabdruck aus ihrem Buch „Den Schmerz der Anderen begreifen“ im Mai 2022 in LMd erschienen. Er zeigt am Beispiel des Maji-Maji-Kriegs (1905–1907) die Kluft auf, die bis heute zwischen „dem kleinen weißen und dem großen Schwarzen Gedächtnis“ besteht.

Blockiert in Guatemala

Die korrupte Regierung versucht immer noch Präsident Arévalos Amtsantritt zu verhindern, der im August mit fast 61 Prozent der Stimmen gewählt wurde. Am 2. November suspendierte das Wahlgericht seine Partei Movimiento Semilla. Die Kämpfe haben eine lange Geschichte. Seit dem Ende des Bürgerkriegs 1996 machte sich die Zivilgesellschaft für die Strafverfolgung von Kriegsverbrechern stark. In „Die Mutigen von Guatemala“ schrieb Sandra Weiss im Februar 2016 in LMd über deren Erfolge. Doch die alten Eliten schlugen zurück: Die UN-Kommission gegen Straflosigkeit in Guatemala (Cicig), die viele Politiker und Militärs ins Gefängnis gebracht hatte, wurde des Landes verwiesen, berichtete im April 2019 Clément Detry in „Keine Gerechtigkeit in Guatemala“.

Erster KI-Weltgipfel

Am 2. November fand der erste internationale KI-Gipfel statt. Anwesend war auch der umstrittene Tech-Unternehmer Elon Musk, der kurz darauf mit seinem ersten KI-Programm an den Start ging. Bei dem Gipfel ging es um Chancen und Risiken der allgegenwärtigen Technologie. Zukünftig soll ein britisch-amerikanisches Institut für KI-Sicherheit neue Programme vor ihrer Veröffentlichung testen – dem ist Musk nun zuvorgekommen. Es fragt sich auch, inwiefern diese Regel für chinesische Programme gilt. China, das ebenfalls am Gipfel teilnahm, hatte KI schon 2017 zur „nationalen Priorität“ erklärt, schrieb Gabrielle Chou im April in „Chinas großer Sprung ins KI-Zeitalter“. In Washington geht schon die Angst um, den KI-Wettlauf gegen China zu verlieren, berichtete im Mai Evgeny Morozov: „Kalte Krieger im Silicon Valley“.

Le Monde diplomatique vom 09.11.2023