10.08.2023

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Putsch gegen Paris

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Der Militärputsch in Niger hat die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Nachdem am 7. August das von der Ecowas an die Junta gerichtete Ulti­matum verstrichen ist, droht nun eine Militärintervention. Die Junta unter General Tchiani hat bereits den Luftraum über Niger geschlossen. Unterstützung bekommen die nigrischen Putschisten von den Regimen in Burkina Faso und Mali. In Ouagadogou hatte sich der junge Offizier Ibrahim Traoré im September 2022 an die Macht geputscht und gleich klargemacht, wen er als Feind betrachtet: die ehemalige Kolonialmacht Frankreich und deren „Antiterrorkampf“ in der Sahelzone. Dass Traoré in diesem Punkt sowohl in der Bevölkerung als auch bei manchen Regierungsvertretern in der Region auf Zustimmung stößt, ist seit Jahren bekannt. In ihrem Beitrag „Wut auf Paris in Françafrique“ vom März 2020 zitiert Fanny Pigeaud den nunmehrigen Ex-Verteidigungsminister Burkina Fasos, Chérif Sy, der im Juni 2019 sagte, es habe ihn „überrascht, dass die Franzosen diese Terroristenbanden nicht ausschalten konnten. Wollen sie das überhaupt, oder haben sie eine andere Agenda?“ Die These fand damals schon in Niger und Mali Gehör, dem ersten der drei westafrikanischen Putschstaaten, wo das Militär im August 2020 die Macht übernahm, Anne-Cécile Robert sprach im Oktober 2020 von einem „Menetekel für Westafrika“. Mit dem jüngsten Putsch in Niger ist nun die letzte Bastion der „Kolonialmacht, die nicht gehen will“ gefallen, wie der Titel eines Beitrags von Rémi Carayol in LMd vom März 2023 lautet.

Hitzerekorde im Winter

Die Folgen der Klimakrise zeigen sich dieses Jahr nicht nur in der Mittelmeerregion. Besonders dramatisch fallen sie im Süden Lateinamerikas aus, wo derzeit eigentlich Winter herrscht. In der zentralchilenischen Andenregion liegt unterhalb von 3000 Meter kein Schnee mehr; im Juli wurden noch in 1000 Meter Höhe Temperaturen von über 35 Grad Celsius gemessen. Die Metropole San­tia­go de Chile hat seit Januar bereits neun Hitzewellen durchgemacht. Wie sich die Erderhitzung und das Wetterphänomen El Niño auf die Andenregion auswirkt, wurde in LMd vor drei Jahren am Beispiel des Gletschersterbens in Bolivien beschrieben. Unter diesem Titel schilderte Cédric Gouverneur im August 2020, wie sich der Temperaturanstieg in den Anden auf die bolivianische Landwirtschaft und auf die Wasserversorgung der Hauptstadt La Paz auswirkt.

Le Monde diplomatique vom 10.08.2023