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20 Jahre Irakkrieg
Am 20. März 2003 befahl US-Präsident George W. Bush den Angriff auf den Irak. Die Militäroperation wurde mit Rückgriff auf die UN-Resolution 1441 vom 8. November 2002 gerechtfertigt, die auf der Annahme basierte, das Hussein-Regime verfüge über Massenvernichtungswaffen. Dass sich dieser Verdacht als bewusste Irreführung durch die US-Geheimdienste herausstellte, machte die völkerrechtliche Legitimation für den militärischen Einsatz einer „Koalition der Willigen“ hinfällig.
Aber auch die behauptete „operative Kollaboration“ mit al-Qaida, mit der Bush den Angriff als Beitrag zum „Krieg gegen den Terror“ begründete, entbehrte jeder Grundlage. Ohnehin hatte UN-Generalsekretär Kofi Annan noch 8 Tage vor Kriegsbeginn darauf verwiesen, dass ein Angriff auf den Irak ohne UN-Mandat einen Bruch der UN-Charta darstelle.
Während ihrer sieben Jahre andauernden Präsenz haben die westlichen Besatzungstruppen zahlreiche Kriegsverbrechen und Rechtsverletzungen begangen. Ihr voller Umfang wurde erst im Oktober 2010 sichtbar, als Wikileaks die „Iraq War Logs“ veröffentlichte. Aus diesen Geheimdokumenten geht hervor, dass der Krieg und die Besatzung mindestens 100.000 zivile Todesopfer gefordert hat.
In LMd sind seit 2003 zahlreiche Texte über diesen ersten großen Krieg des 21. Jahrhunderts erschienen. Besonders interessant ist die Analyse des britischen Historikers Eric Hobsbawm vom Juni 2003 über den neuen „Imperialismus im Dienst der Menschenrechte“ unter dem Titel „Rücksichtslose und zänkische Diva der Weltpolitik“. Alain Gresh dokumentierte im Mai 2003 in „Verbrechen, Lügen und Befreiung“ die tödlichen Folgen der Militäroperationen für die irakische Zivilbevölkerung, und Patrick Cockburn beschrieb erstmals im Juni 2005 den brutalen innenpolitischen Zerfall des Landes: „Was normal ist in Bagdad“. Im Juni 2004 berichteten Philip S. Golub in „Scharfe Kritik und wenig Zeit“ und Andrea Böhm in „Kerry bleibt in Deckung“ über das große Entsetzen angesichts der kurz zuvor publizierten Bilder aus dem Foltergefängnis Abu Ghraib und die beginnenden Selbstzweifel, sogar unter US-Militärs.
Auch die langfristigen Folgen der Invasion hat LMd immer wieder dokumentiert. So beschrieb Kamal Al Ayash in „Geboren in Falludscha“ vom November 2019 die irreversiblen Kriegsfolgeschäden für künftige Generationen. Und Bruce Stanley beschäftigte sich im Dezember 2021 in „Dreck am Stiefel“ mit den Umweltsünden der US-Armee.