Meldungen des Monats
In Irak hat die Regierung die Berichterstattung über Demonstrationen von Anhängern des schiitischen Klerikers und Parteiführers Muktada al-Sadr gewaltsam behindert. Nachdem al-Sadr am 29. August seinen Rückzug aus der Politik angekündigt hat, kam es zu Straßenkämpfen zwischen den „Friedensbrigaden“ des Geistlichen und den „Volksmobilisierungseinheiten“, die von der Regierung und von Teheran unterstützt werden. Bei den Unruhen gab es mindestens 30 Tote und 400 Verletzte, darunter auch zehn Medienschaffende. Zwei Journalisten des Senders Dijlah TV, Mustafa Latif und Kamal Waed, wurden durch eine Granate verletzt, die in ihrem Sender einschlug. Die Fernsehreporter Saif Ali (Fallujah TV) und Amar Abdeljalil (Kurdistan 24) wurden von Sicherheitskräften zusammengeschlagen, mehrere ihrer Kollegen, darunter Mitarbeiter der TV-Sender Al Jazeera und Al Rasheed am Filmen gehindert und vorübergehend festgenommen. Auch der AP-Fotoreporter Hadi Mizban wurde geschlagen und seiner Kamera beraubt.
Die Regierung in Tschad versucht jede journalistische Berichterstattung über Konflikte zwischen nomadischen Viehhirten und Landwirten zu unterdrücken. Am 8. August wurde in Doba im äußersten Süden des Landes Janvier Mouatangar, ein Reporter des Radiosenders La Voix du Paysan, verhaftet, nachdem er über das „Abernten“ von Getreidefeldern durch Viehherden der Nomaden berichtet hatte. Am 10. August wurde Anner Sabartang, Direktor eines lokalen Radiosenders in Gounou Gaya im Südwesten des Tschad, auf Befehl des Präfekten zwei Tage in Polizeigewahrsam genommen, nachdem er kritisch über die Vergabe eines politischen Postens an einen nomadischen Herdenbesitzer berichtet hatte. Lokale Medien haben inzwischen Angst, über den Konflikt im Süden des Tschad zu berichten, weil sie Repressalien seitens beider Konfliktparteien und seitens der Behörden zu befürchten haben.
In Mexiko sind allein im Monat August weitere vier Journalisten umgebracht worden. Alle vier hatten über Korruptionsfälle in ihrer Region berichtet. Das Jahr 2022 droht damit – mit bislang 14 Ermordeten – zum bislang tödlichsten Jahr für die mexikanischen Medien zu werden. Seit Präsident López Obrador im Amt ist, also seit Dezember 2019, wurden in seinem Land mindestens 36 Medienschaffende umgebracht; die meisten von ihnen in Bundesstaaten, in denen Korruption und organisiertes Verbrechen endemisch sind.
Am 28. August fielen im Norden Kolumbiens ein Journalist und eine Journalistin einem Attentat zum Opfer. Leiner Montero und Dilia Contreras wurden in ihrem Auto während der Fahrt von einem Motorradschützen ermordet, ihr Kollege Joaquín Gutiérrez erlitt Schusswunden. Alle drei berichteten für lokale Medien im Departamento del Magdalena über Korruptionsfälle und Justizskandale. Kurz vor dem Attentat waren sie vom Bruder des Anführers einer paramilitärischen Truppe bedroht worden. Magdalena gilt als die „gesetzloseste“ Region Kolumbiens, die Hauptstadt Santa Marta als Hochburg der organisierten Kriminalität.