07.07.2022

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Wieder Wahlen in Israel

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Die Knesset in Jerusalem hat sich aufgelöst und Neuwahlen zum 1. November beschlossen. Die bisherige Koalition von acht Parteien mit der Doppelspitze Bennett/Lapid scheiterte an ihrer Heterogenität. Nach aktuellen Umfragen würde die Partei des politischen Stehaufmännchens Netanjahu wieder stärkste Kraft. Ob es zu der vom Likud angestrebten rechten Koalition reichen wird, ist allerdings offen. Sicher ist nur, dass die israelische Linke weiter an Boden verlieren wird – und damit die Aussicht auf die Zweistaatenlösung. Den Niedergang der Linken hat Thomas Vescovi in „Abschied vom Kibbuz“ nach den letzten Wahlen im Mai 2021 in LMd beschrieben. Wie die Zweistaatenlösung durch die Siedlungspolitik untergraben wird, haben Alain Gresh im Juni 2021 in „Die vorhersehbare Katastrophe“ sowie Yonatan Mendel und Gal Kramarski in ihrem „Brief aus Jerusalem“ vom März 2020 aufgezeigt.

Die Vjosa bleibt wild

Am 13. Juni 2022 unterzeichnete die albanische Regierung eine Erklärung zur Errichtung des ersten Wildflussnationalparks Europas. Sie stellt die Vjosa unter Schutz, Albaniens längsten und zugleich Europas letzten wilden Fluss. Von ihrer Quelle im griechischen Pindosgebirge bis zur Mündung im Mittelmeer fließt sie ungestört von menschlichen Einflüssen. Mit der Einrichtung eines Na­tio­nal­parks geht ein langwieriger Kampf zwischen Umweltschutz-NGOs und der Wasserkraftindustrie zu Ende. Über die Auseinandersetzung an der Vjosa und anderen Flüssen des Balkans, wo knapp 3000 neue Wasserkraftwerke geplant sind, berichtete Paul Hockenos in seiner LMd-Reportage „Die letzten wilden Flüsse Europas“ im Juli 2019.

Hongkongs neuer Chef

Am 1. Juli wurde John Lee als neuer Regierungschef Hongkongs vereidigt. Die Amtseinführung fand im Rahmen der Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie an China statt. Lee, als früherer Sicherheitschef der Sonderverwaltungszone verantwortlich für die Zerschlagung der Demokratiebewegung, gilt als politischer Hardliner und absolut loyal gegenüber Peking. Die Repressionen werden also weitergehen. Aber nicht nur politisch, auch ökonomisch wird die Stadt immer stärker ins chinesische System integriert – mit gewissen Freiheiten allerdings. Im Mai 2022 berichtete Mary-Françoise Renard in LMd, wie Peking den Sonderstatus der Insel als internationales Finanzzentrum für sich zu nutzen weiß.

Le Monde diplomatique vom 07.07.2022