09.06.2022

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Kriegsverbrechen in Jemen

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Während die Welt auf die russische Invasion in der Ukraine blickt, ist der Jemenkrieg fast in Vergessenheit geraten. Jetzt hat ein Bericht der Washington Post, der auf Ermittlungen des „Yemen date Project“ basiert, die anhaltende Unterstützung der USA für die saudisch geführte Kriegskoalition aufgedeckt. Dabei wurden mehr als 150 Bombenangriffe auf zivile Ziele ermittelt, die – wie bei der russischen Aggression in der Ukraine – Krankenhäuser, Wohngebäude und Kommunikationsanlagen zerstörten. Ein Großteil der Angriffe, bei denen etwa 15 000 Zivilisten starben, wurde von Flugzeugen ausgeführt, die von US-Firmen verkauft und gewartet wurden, während das US-Militär die Piloten ausbildete. Die Beteiligung der USA und „des Westens“ am Jemenkrieg wurde in der LMd mehrfach thematisiert. Romain Mielcarek berichtete im September 2019 über „Europäische Waffen für einen schmutzigen Krieg“. Und im März 2020 verwies William D. Hartung unter dem Titel „US-Waffen für die Welt“ darauf, dass US-Waffensysteme im Jemen für tausende ziviler Todesopfer verantwortlich waren.

Orthodoxer Kriegstreiber

Am 3. Juni verabschiedete die EU ein sechstes Sanktionspaket gegen Russland. Es umfasst ein teilweises Öl-Embargo und sieht Strafmaßnahmen gegen weitere Oligarchen, Kreml-Beamte und Persönlichkeiten vor, die den Krieg unterstützen. Weil Viktor Orbán ein Veto einlegte, blieb das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt Kyrill I. verschont – obwohl sich dieser in seinen Predigten wiederholt hinter den Kriegskurs des Kremls stellte und Anfang Mai sogar behauptete, dass Russland noch nie ein anderes Land angegriffen habe. In der LMd-Ausgabe vom März 2018 blickte Anaïs Llobet auf „Russlands Kirche in Putins Staat“.

Zugemüllt

Anfang Juni hat die OECD ihren „Global Plastic Outlook“ veröffentlicht – mit einer deprimierenden Prognose: Der weltweite Plastikverbrauch wird sich bis 2060 verdreifachen. Besonders rasant und dramatisch ist diese Entwicklung in den asiatischen Schwellenländern, wo Kunststoffmüll voraussichtlich auch in 40 Jahren noch nicht recycelt wird. Aber es geht schon mit der Produktion los: Plastik wird zu 99 Prozent aus fossilen Basisstoffen hergestellt. In der LMd-Ausgabe vom Februar hat sich Mickaël Correia in seinem Beitrag „Die Plastikmacher“ die Petrochemie vorgeknöpft, die energieintensivste Branche der Welt.

Le Monde diplomatique vom 09.06.2022