07.04.2022

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Dreckiger Boom

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Für die USA lohnt sich Europas Suche nach Alternativen zu russischem Erdgas schon jetzt. Bald sollen jährlich 50 Mil­liarden Kubikmeter US-Flüssiggas ein Drittel der russischen Importe ersetzen, vermeldet die EU-Kommission. Dabei wird selten erwähnt, dass in den USA meist mittels des umstrittenen Frackings gefördert wird. In seinem Beitrag „Mit Schiefergas wird alles anders“ erinnerte Régis Genté im September 2013 in LMd, wie sich die USA schon vor Jahren von Russland unabhängig gemacht haben. Die schädlichen Folgen beschrieb Maxime Robin in derselben Ausgabe am Beispiel von North Dakota, wo die Behörden nicht wissen, wie viel Chemikalien in der Prärie versickern und Geisterlandschaften hinterlassen. Die Warnungen, von denen Michael T. Klare noch im Juli 2011 berichtete und die es damals noch fraglich erscheinen ließen, „ob Schiefergas wesentlich zur künftigen Energieversorgung beitragen kann“, hatten sich da schon erledigt. Es gibt immer noch Proteste, aber immer noch verdienen zu viele zu gut am Fracking, wie Christelle Gerand im Juli 2015 in „Mein Haus, mein Pick-up, meine Ölquelle“ über die privaten Grundbesitzer in Texas schrieb.

Vucic siegt in Serbien

Nach seiner Wiederwahl am 3. April bleibt Aleksandar Vučić weitere fünf Jahre Präsident der Republik Serbien. Wie vor fünf Jahren gewann er schon in der ersten Runde mit eindeutiger Mehrheit. Seine „Serbische Fortschrittspartei“ wurde bei den gleichzeitigen Parlamentswahlen mit großem Vorsprung erste Kraft. Damit ist Vučić weiterhin ungefährdet der „starke Mann“ in Serbien. Ein Porträt des „Autokraten von Belgrad“ haben Jean-Arnault Dérens und Laurent Geslin im März 2020 gezeichnet.

Waffenruhe im Jemen

Am 2. April ist im Jemen eine zweimonatige Waffenruhe in Kraft getreten, die erste seit 2016. Im März 2015 begann eine Koalition unter Führung von Saudi-Arabien ihre Militärintervention mit Luftschlägen gegen die Huthi-Rebellen, die seit 2014 die Hauptstadt Sanaa und weite Teile im Nordwesten des Landes kontrollieren. Die Waffenruhe nährt Hoffnungen auf Friedensgespräche, um den grausamen Krieg zu beenden, der UN-Schätzungen zufolge bislang über 250.000 Menschen das Leben gekostet hat. Die katastrophalen Auswirkungen des Kriegs auf die humanitäre Lage im Land beschrieb Pierre Bernin in seinem Text „Jemens skrupellose Nachbarn“ im Januar 2021.

Le Monde diplomatique vom 07.04.2022