Machtkampf in Kasachstan
Kasachstan erlebte in der ersten Januarwoche die schwersten Unruhen seit der Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991. Auslöser für die Demonstrationen, die im Westteil des zentralasiatischen Staats begannen und sich schnell ausbreiteten, war eine Erhöhung der Benzinpreise. Bei schweren Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Protestierenden, vor allem in der größten Stadt Almaty, sollen bis zum 10. Januar mehr als 160 Menschen ums Leben gekommen sein. Präsident Tokajew hatte der Polizei den Befehl erteilt, auf Demonstrierende zu schießen. Nach Angaben des Innenministeriums wurden fast 8000 Menschen festgenommen. Mehrere Medien berichteten zudem von einem Machtkampf innerhalb der Führungselite, bei dem sich Präsident Tokajew anscheinend durchgesetzt hat. Über Spannungen zwischen Tokajew und der einflussreichen Familie von Ex-Präsident Nursultan Nasarbajew berichtete Marlène Laruelle bereits in ihrem Beitrag „Zentralasiatische Tektonik“ in der LMd vom September 2020.
Dodiks Parade
Vor 30 Jahren wurde die Republika Srpska ausgerufen. Zum Jubiläum am 9. Januar lud Milorad Dodik, serbischer Vertreter des dreiköpfigen Staatspräsidiums von Bosnien-Herzogowina, zur Party mit Polizeiparade nach Banja Luka. Das Verbot von Feierlichkeiten durch das Verfassungsgericht ignorierte er. Dass Dodik ein Händchen für provokante Politshows hat, beschrieb Sead Husic in der LMd-Ausgabe vom November 2021. In „Showdown in Bosnien“ warnte er vor den Unabhängigkeitsbestrebungen, dem Aufbau paralleler Strukturen in der Teilrepublik und der Gefahr eines neuen Kriegs.
Sechster Digitalhub
Das französische Überseedepartement La Réunion soll ein zentraler Internetknotenpunkt werden. Im Frühjahr 2021 verlegte ein internationales Firmenkonsortium bereits das Unterseekabel Metiss, das die Insel mit Mauritius, Madagaskar und Südafrika verbindet. Ein weiteres Kabel Richtung Indien ist in Planung. Außerdem sollen riesige Datenzentren entstehen. Damit würde La Réunion zum sechsten digitalen Hub weltweit werden, neben zwei Hubs in den USA, zwei in Asien und einem im Marseille. In der Mittelmeermetropole landen die Datenkabel in einem ehemaligen U-Boot-Bunker der Nazis an. Die geopolitische Bedeutung der „Verkabelung der Ozeane“ erklären Charles Perragin und Guillaume Renouard in einem LMd-Beitrag vom Juli 2021.
