07.10.2021

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Blair, Babiš und Pandora

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Die „Pandora Papers“ enthüllen Geschäfte von Politikern, die sich als Kritiker von Offshore-Steueroasen und anderen Tricks der Superreichen aufgespielt haben. Der britische Ex-Premier Tony Blair und seine Ehefrau haben den Ankauf einer Londoner Immobilie steuerfrei abgewickelt. Statt des Objekts kauften sie die Voreigentümerin, eine Offshore-Firma auf, womit sie 365 000 Euro an Steuern sparten. Tschechiens Regierungschef Andrej Babiš finanzierte ein luxuriöses Anwesen in Südfrankreich mit Krediten, die über drei von ihm selbst gegründete Offshore-Firmen liefen. Die Gebaren beider Offshore-Profiteure sind seit Langem umstritten. Den Fall des britischen Ex-Premiers durchleuchtet Rémi Carayol in LMd vom August 2021 unter dem Titel „Der geschäftige Mister Blair“. Über die Tricks des Milliardärs Babiš berichtete Michal Chmela in seinem Text „Ratlos in Prag“ vom Juli 2019 und in seinem „Brief aus Brno“ vom April 2021.

Washington brüskiert Paris

In Frankreich dauert der Zorn über den geplatzten U-Boot-Deal mit Australien an. Der richtet sich vornehmlich gegen Washington, das nun seine eigenen Atom-U-Boote an Canberra verkaufen kann. Gravierender als die kommerzielle Seite des Konflikts ist aus Pariser Sicht jedoch die Ausrufung einer antichinesischen „Pazifik-Allianz“, die auf die USA, Großbritannien und Australien beschränkt ist. Damit sind die geopolitischen Ambitionen Frankreichs düpiert. Dass die USA ihren Nato-Partner kurzerhand ausbooten, ist der tiefere Grund für die Verbitterung in Paris. Präsident Macron bietet sich seit seinem Australien-Besuch im Mai 2018 als Partner einer „indopazifischen Achse“ an. Wie stark die französische Militärpräsenz in der Region ausgebaut wurde, schildert Martine Bulard in ihrem Text „Kommt eine pazifische Nato?“ in LMd vom Juni 2021.

Aus für Salvinis Spindoktor

Ende September hat Luca Morisi, Spindoktor und Social-Media-Experte des Lega-Vorsitzenden Matteo Salvini, seinen Rückzug angekündigt. Gegen ihn wird wegen des Verdachts auf Drogenhandel ermittelt. Morisi war maßgeblich am Aufstieg Salvinis bis ins Amt des Innenministers beteiligt. Sein Rezept lautete: permanente Präsenz in den sozialen Medien, Angriffe auf Migranten, Verteufelung der Europäischen Union. Wie die Meinungsmaschine des Luca Morisi, die er selbst als „la bestia“ bezeichnete, funktionierte, schildert Matteo Pucciarelli unter dem Titel „Salvini, der Aufsteiger“ in LMd vom Juni 2019.

Le Monde diplomatique vom 07.10.2021