09.09.2021

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Weihrauch und Tränengas

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Am 5. September wurde Metropolit Joa­ni­kije zum neuen Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche in Montenegro geweiht – begleitet von heftigen Protesten. Demonstrierende, die die staatliche Unabhängigkeit Montenegros durch den großen serbischen Einfluss verletzt sehen, blockierten die Zufahrtsstraßen nach Cetinje, dem historischen Zentrum des Landes. Joanikije musste mit dem Helikopter eingeflogen werden. Zu den Protesten gegen ihn aufgerufen hatte auch Staatspräsident Milo Đukanović. Sein Berater sowie Abgeordnete seiner Partei beteiligten sich am Morgen der Amtseinführung an den Übergriffen auf die Polizei. Seitdem sich Monte­ne­gro 2006 aus der Staatengemeinschaft mit Serbien gelöst hat, flammt der Konflikt zwischen Kirche und Staatsführung immer wieder auf. Darüber berichteten Philippe Descamps und Ana Otasević bereits in der LMd-Februarausgabe 2021.

Autokrat in El Salvador

Das oberste Gericht in El Salvador hat am 3. September entschieden, dass Präsident Nayib Bukele 2024 erneut kandidieren darf. Eigentlich schreibt die Verfassung des Landes eine Zwangspause zwischen zwei Amtszeiten vor. Bereits im Mai hatte Bukele einige kritische Verfassungsrichter ausgetauscht. Dass Bukele wenig von Gewaltenteilung hält, machte er bereits durch sein repressives Vorgehen gegen die investigative Internetzeitung El Faro deutlich. Über den Fall berichteten Cecibel Romero und Toni Keppeler in ihrem Beitrag „Der Leuchtturm soll schweigen“ in LMd vom Dezember 2020.

Zwanzig Jahre 9/11

Als am 11. September 2001 die Bilder von den einstürzenden Twin Towers in New York um die Welt gingen, war allen, die das sahen, sofort klar, dass dieses Ereignis globale Auswirkungen haben würde. Während die Toten betrauert und die Trümmer beseitigt wurden, erklärte US-Präsident Bush, Amerika befinde sich im Krieg. Nur dass der neue Feind kein Staat war wie die UdSSR oder Vietnam, sondern eine transnationale Organisation, deren Anführer in Afghanistan vermutet wurde: „Wie Frankenstein müssen die Vereinigten Staaten nun erleben, wie sich ihr ureigenes Geschöpf Ussama Bin Laden mit wahnsinnigen Gewalttaten gegen sie selbst wendet“, schrieb Ignacio Ramonet in der Oktoberausgabe 2001. Sein Text bildete den Auftakt eines 9/11-Dossiers mit vielen auch heute noch lesenswerten Beiträgen von unter anderem Tariq Ali, Marwan Bishara, Selig S. Harrison und Saskia Sassen.

Le Monde diplomatique vom 09.09.2021