08.07.2021

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Abzug aus Afghanistan

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Die USA und ihre Nato-Verbündeten haben Anfang Juli die letzten Soldaten vom ehemals größten Stützpunkt in Bagram abgezogen. Von „Mission ­accomplished“ kann allerdings keine Rede sein. Bereits seit Monaten sind die Taliban auf dem Vormarsch und kontrollieren inzwischen wieder rund ein Viertel der 400 afghanischen Bezirke. Dass es bei dem sogenannten Friedensabkommen zwischen den Taliban und der US-Regierung vom Februar 2020 nicht um Frieden, sondern um den gesichtswahrenden Ausstieg der USA ging, zeigte Georges Lefeuvre im April 2020 in seinem LMd-Beitrag „Kein bisschen Frieden“. Und was der Abzug für die afghanischen Mitarbeiter der Nato-Truppen bedeutet, beschrieb Antoine Ory in „Köche in Lebensgefahr“ in der LMd-Ausgabe vom Oktober 2020.

Flüchtiger Neonazi gefasst

Am 1. Juli wurde Christos Pappas, der frühere Vizechef der Neonazi-Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte), in Athen verhaftet. Der 59-Jährige war am 7. Oktober 2020 – zusammen mit 17 weiteren Parteimitgliedern – wegen Gründung einer „kriminellen Vereinigung“ zu einer Gefängnisstrafe von 13 Jahren und 3 Monaten verurteilt worden. Pappas war aber schon vor der Urteilsverkündung untergetaucht. Die Polizei hatte den Flüchtigen in Zypern, Italien und Serbien vermutet, doch der hielt sich offenbar im Großraum Athen versteckt. Yiannis Papadopoulos‘ Geschichte der strafrechtlichen Ermittlungen, die unter dem Titel “Klares Urteil“ im November 2020 in LMd erschien, endet mit der Mitteilung, dass Christos Pappas „noch immer polizeilich gesucht wird“. Jetzt ist die Suche nach neun Monaten zu Ende.

Der Fall Zuma

Südafrikas Ex-Präsident Jacob Zuma stellt den Rechtsstaat auf eine gefährliche Probe, weil er sich weigert ins Gefängnis zu gehen. Es ist der vorläufige Höhepunkt im zähen Machtkampf zwischen dem Ex-Präsidenten, dessen militanter Anhängerschaft und der Justiz. Das Verfassungsgericht hatte Zuma Ende Juni „wegen Missachtung der Justiz“ zu einer 15-monatigen Haftstrafe verurteilt, die am 4. Juli beginnen sollte. Zuvor war der 79-Jährige monatelang nicht vor der Kommission erschienen, die Korruptionsvorwürfe aus seiner Amtszeit als Präsident (2009 bis 2018) untersucht. Kurz nach Zumas Amtsantritt, erschien im Juni 2009 in LMd Achille Mbembes aufschlussreiches Porträt über ihn unter dem Titel „Der Charme des Lumpen­radikalen“.

Le Monde diplomatique vom 08.07.2021