Gestern in LMd, heute in den Nachrichten
Bitcoins für El Salvador
Als erster Staat der Welt will El Salvador die Kryptowährung Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einführen. Präsident Nayib Bukele propagiert Bitcoins als Parallelwährung zum US-Dollar mit dem Argument, Auslandsüberweisungen könnten damit rascher und billiger erfolgen. Die rund 4 Milliarden US-Dollar Rücküberweisungen von 2 Millionen emigrierten Arbeitskräften machen 20 Prozent des BIPs von El Salvador aus. Eine nicht regulierte Kryptowährung wie Bitcoin birgt allerdings erhebliche Risiken. Sie kann im Wert gegenüber den staatlichen Währungen heftig schwanken und vor allem als Einfallstor für Geldwäsche und andere illegale Geschäfte dienen. Über das „Bitcoin-Experiment“ hat Stefan Mey in LMd vom Juni 2015 eine ausgewogene Analyse geschrieben.
Rückzug aus Mali?
Nach einem zweiten Putsch in Mali hat Frankreich die militärische Zusammenarbeit ausgesetzt. Im Rahmen der Operation „Barkhane“ ist die französische Armee mit 5100 Soldaten vor Ort. In LMd vom Februar 2021 prophezeite Philippe Leymarie, dass die Stabilisierung der Region noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen könnte: Gegen den systemischen Charakter der Krise, die weit über Mali hinausreicht, richtet auch „Frankreichs Krieg im Sahel“ kaum etwas aus. Denn schon der erste Staatsstreich im August letzten Jahres hat die Instabilität der politischen Institutionen offenbart, wie Anne-Cécile Robert in „Putsch in Mali – Menetekel für Westafrika?“ in der LMd-Oktoberausgabe 2020 analysiert.
Bedrohtes Marmarameer
Das Marmarameer leidet seit Jahrzehnten unter massiven Umweltverschmutzungen. Doch jetzt scheint etwas gekippt zu sein: Die Ausscheidungen von Phytoplankton, sogenannter Meeresrotz, verwandeln das Wasser vielerorts in einen gräulichen Glibber. Präsident Erdoğan hat zwar effektives Handeln versprochen – mit der Stadtregierung von Istanbul, wo die oppositionelle CHP regiert, will er allerdings nicht zusammenarbeiten. Und auch von seinem Bombastprojekt, einem neuen Kanal parallel zum Bosporus, will er nicht ablassen, obwohl dadurch der Wasseraustausch zwischen Schwarzem und Marmarameer komplett zusammenbrechen könnte, was den endgültigen Tod des Marmarameers bedeuten würde. Über den „Kanal Istanbul“ und andere Umweltsünden der AKP-Regierung lesen Sie in unserer aktuellen Edition „Türkei. Gezi, Gülen, Großmachtträume“.