13.05.2021

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Schotten bald unabhängig?

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Das Ergebnis der schottischen Parlamentswahlen hat ein Referendum über den Austritt aus dem Vereinigten Königreich näher gerückt. Die Scottish Natio­nal Party (SNP) verfehlte die absolute Mehrheit nur um einen Sitz. Mit Hilfe der Grünen könnte Premierministerin Nicola Sturgeon nun ihr Wahlversprechen einlösen. Ob die parlamentarische Mehrheit für ein selbständiges Schottland der Stimmung in der Bevölkerung entspricht, bleibt allerdings abzuwarten. Jüngste Umfragen zeigen eine 50-50-Stimmung. Zudem könnte die Regierung Johnson versuchen, die Abstimmung auf juristischem Wege zu verhindern. Die verfassungsrechtlichen Feinheiten der „schottischen Frage“ und die Probleme, die ein unabhängiges ­Schottland zu bewältigen hätte, beschrieb Rory Scothorne im Februar 2021 in LMd: „Schottland in der Warteschleife“.

Umkämpfter Berg

In der Nacht vom 7. auf den 8. Mai kam es auf dem Tempelberg/Haram asch-scharif in Jerusalem zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei. Hunderte Personen wurden verletzt. Zum Ende des Fastenmonats Ramadan hatten sich in und vor der Al-Aksa-Moschee zehntausende Menschen zum Gebet versammelt. Auch im Ostjerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen, nachdem Bewohner des arabischen Viertels gegen die Zwangsräumung mehrerer palästinensischer Familien demonstriert hatten. In „Der Berg ruft“ berichtete Jakob Farah in der LMd-Februarausgabe 2017 über die Hintergründe des Konflikts und darüber, wie rechte israelische Aktivisten versuchen, mehr Kontrolle über das Areal zu erlangen.

Biontech für alle!

Wofür sich ärmere Länder schon seit Langem einsetzen, fordert nun auch die US-Regierung: Eine Aussetzung des Patentschutzes bei Corona-Impfstoffen. Die EU, und allen voran die deutsche Bundesregierung, bremst das Vorhaben. Die Ungleichheit in der Impfgeschwindigkeit zwischen den Industrieländern und dem Globalen Süden nimmt derweil zu: In wohlhabenden Ländern ist inzwischen jeder vierte Mensch gegen das Coronavirus geimpft – in armen Ländern nur jeder Fünfhundertste. Von diesem „Impfprivileg“, staatlichen Zuschüssen für Pharmakonzerne und historischen Vorbildern für Zwangslizenzen berichteten F. Pierru, F. Stambach und J. Vernaudon in der LMd-März-Ausgabe 2021.

Le Monde diplomatique vom 13.05.2021