Gestern in LMd, heute in den Nachrichten
Regenzeit
Am 22. März war Weltwassertag. Während vielerorts das Wasser wegen verlängerter Dürreperioden knapp wird, kam es an den Ostertagen im Osten Indonesiens und in Osttimor zu sintflutartigen Regenfällen, die Erdrutsche und Sturzfluten auslösten und weitreichende Zerstörungen verursachten. Im Februar 2020 beschrieb Krithika Varagur in ihrem „Brief aus Jakarta“, wie auch die größte Stadt Südostasiens in der Regenzeit regelmäßig unter Wasser steht. Während die Stadtverwaltung „jedes Mal so tut, als wäre das eine Überraschung“, haben andere die klimainduzierten Wetterextreme längst als Geschäftsmodell entdeckt. In der LMd-Märzausgabe 2014 berichtete Razmig Keucheyan unter der Überschrift „Lukrative Unwetter“ über die hohen Renditen von Katastrophenanleihen.
Dreckwasser
In Florida droht das Leck in einem riesigen Abwasserbecken eine Umweltkatastrophe auszulösen. Das Abwasser stammt aus einer früheren Düngemittelfabrik und ist vor allem mit Phosphor und Stickstoff belastet. Gouverneur Ron DeSantis hat den Notstand ausgerufen. Im Katastrophenfall könnte nicht nur das Umland bis zu ein Meter fünfzig hoch unter Wasser stehen, auch andere Abwasserspeicher könnten in Mitleidenschaft gezogen werden, die zum Teil radioaktive Stoffe und Schwermetalle aus der Düngemittelproduktion enthalten. In „Phosphor und Profite“ führten Johannes Kotschi und Kathy Jo Wetter in der LMd-Dezemberausgabe 2014 in die Düngerwirtschaft ein. Dass in Florida eigentlich ein permanenter Notstand herrscht, weil der steigende Meeresspiegel droht weite Teile des Bundesstaats unter Wasser zu setzen, beschrieb Laura Raim in der LMd-Maiausgabe 2020 in „Miami versinkt“.
Kanal frei
Am 29. März setzte sich das havarierte Containerschiff „Ever Given“, das eine Woche lang den Suezkanal blockiert hatte, wieder in Bewegung. Das Schiff der taiwanischen Reederei Evergreen kann gut 18 000 Container transportieren und gehört damit zur Klasse der Megaschiffe, auf die mehr als 30 Prozent des Volumens der globalen Containertransporte entfallen. Insgesamt werden rund 90 Prozent des Welthandels auf dem Seeweg abgewickelt. Die Geopolitik des maritimen Welthandels erklärte Tom Stevenson in der LMd-Augustausgabe 2020 in „Raue See“.