08.04.2021

Andrea Grützner

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Andrea Grützner

von Wilhelm Werthern

Erbgericht, ohne Titel 26, 2020, 149 x 100 cm (81 x 60 cm)

Die 1984 in Pirna geborene Künstlerin Andrea Grützner beschäftigt sich mit der emotionalen und visuellen Wahrnehmung von Räumen. Sie lotet dabei Fragen des Dokumentarischen, Surrealen, der Abstraktion und visuellen Irritation aus. Dabei arbeitet sie meist in lang angelegten Serien. Das „Erbgericht“ beispielsweise ist ein Landgasthof im sächsischen Polenz, den sie als „eine über Generationen gebaute Materialcollage“ bezeichnet. Die Fotografien sind analog und in einer Aufnahme entstanden, werden aber durch den Einsatz von farbigen Blitzen und das gezielte Erzeugen von harten Schatten stark verfremdet, sodass man als Be­trach­te­r:in oft erst einmal desorientiert ist.

In ihrer Werkreihe „Hive“ wendet sie diverse Collageverfahren an. In der Serie „das Eck“ dagegen überrascht sie vor allem mit unerwarteten Perspektiven sowie Bildausschnitten und eröffnet so einen neuen Blick auf die Nachkriegsarchitektur. In einem Interview sagt die Künstlerin dazu: „Ich kann die Kamera wie einen Zauberstab benutzen. Die Fotografie ist ein komplexer Möglichkeitsraum mit dokumentarischen Grundeigenschaften.“ Ihre Arbeiten bezeichnet sie als eine „Gratwanderung zwischen Abbild und Abstraktion“.

Andrea Grützner, der wir für das Bildmaterial danken, lebt in Berlin. Bis zum 31. Juli 2021 zeigt die Galerie Robert Morat ihre Einzelausstellung „Erbgericht – Neue Räume“. www.robertmorat.de, www.andreagruetzner.de

⇥Wilhelm Werthern

Le Monde diplomatique vom 08.04.2021, von Wilhelm Werthern