11.03.2021

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Franziskus in Mossul

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Am vorletzten Tag seiner Irakreise hat Papst Franziskus in Mossul zur Versöhnung der Religionen aufgerufen. Die Zeremonie vom 7. März fand auf dem Platz Hosh al-Bieaa statt, vor den Ruinen von vier Kirchen, die das vielfältige Spek­trum der christlichen Glaubensrichtungen im Nahen Osten repräsentieren. Die meisten Christen haben allerdings die Stadt längst verlassen. Sie sind vor der Schreckensherrschaft der IS-Terroristen geflohen, die von Juni 2014 bis Juli 2017 andauerte. Warum heute nicht nur die Kirchen von Mossul, sondern weite Teile der Altstadt am westlichen Tigrisufer in Trümmern liegen, erfährt man in den Texten des britischen Reporters Patrick Cockburn. In „Tödliche Belagerungen“, im September 2018 in Le Monde diplomatique erschienen, schildert er, wie die von den USA geführte Koalition und die irakische Armee ihre volle Feuerkraft einsetzten, um die letzten hartnäckig verteidigten IS-Enklaven auszulöschen. Der renommierte Nahost-Experte hatte bereits 2017, ebenfalls in einer Septemberausgabe von LMd, über „Die Belagerten von Mossul“ geschrieben. Durch die Fliegerbomben und den Artilleriebeschuss der Befreier wurden damals tausende Zivilisten getötet und ganze Häuserblocks in Trümmer gelegt.

Zehn Jahre Fukushima

Am 11. März 2011 löste ein schweres Erdbeben im Kernkraftwerk von Fukushima die ersten schweren Störfälle aus, die am Ende zur Kernschmelze in vier Reaktorblöcken führten. Im April 2011 brachte LMd zwei Berichte über den größten nuklearen Unfall seit Tschernobyl, der die Skepsis gegenüber Atomkraftwerken weltweit verstärkt hat. In seinem „Brief aus Tokio“ schilderte Christian Kessler, wie die japanische Bevölkerung, deren kollektives Gedächtnis durch Hiroshima geprägt ist, auf die Katastrophe reagiert hat. Und Harry Harootunian erklärte in seinem Text „Gescheiterter Staat mit intaktem Kaiser“, was das Erdbeben und der darauffolgende Tsunami für die wirtschaftlich schwach entwickelte Insel Honshu bedeutet hat. Ein Jahr nach der Katastrophe präsentierte der Schriftsteller Ikezawa Natsuki in LMd „Vier Lehren aus Fukushima“. Und sieben Jahre danach erschien in der Märzausgabe von LMd eine Reportage über „Fukushima heute“. Darin schilderte der Arzt und Autor Marcin Pietraszkiewicz das Leben, Bauen und Erinnern in einer Region, bei deren Wiederaufbau eine große Chance verpasst wurde.

Le Monde diplomatique vom 11.03.2021