11.02.2021

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Schlechte Nachrichten

Am 4. Februar wurde im Libanon der Journalist Lokman Slim in seinem Auto ermordet. Seine Leiche wies mehrere Kopfschüsse auf. Der Gründer der Website Shia Watch war ein scharfer Kritiker der libanesische Hisbollah, die eine Miliz unterhält und von Teheran unterstützt wird. Zuletzt hatte Slim in einem TV-Interview die politische Korruption für die Beiruter Explosionskatastrophe vom 4. August 2020 verantwortlich gemacht. Der Verdacht, dass dies der Grund für das Attentat auf den Journalisten war, wird durch einen weiteren Mord genährt. Am 21. Dezember 2020 war in Beirut ein Fotograf erschossen worden, der als einer der Ersten Bilder von der verheerenden Explosion im Sommer 2020 gemacht hatte.

Im Gefolge der seit zwei Monaten andauernden Bauernproteste in Indien wird die Berichterstattung der Medien massiv behindert. Insgesamt haben die Behörden etwa 250 Twitter-Accounts mit kritischen Berichten und Fotos von der großen Demonstration am 26. Januar in Delhi gesperrt. Im Visier der nationalistischen Regierung Modi sind insbesondere die englischsprachige Zeitschrift The Caravan und die politische Nachrichten-Website The Wire. Am 30. Januar wurde Mandeep Punia, ein freier Caravan-Mitarbeiter für zunächst zwei Wochen inhaftiert, nachdem er der Regierungspartei BJP vorgeworfen hatte, ihre Aktivisten gegen die protestierenden Farmer einzusetzen. DemWire-Herausgeber Siddharth Varadarajan und der Wire-Journalistin Ismat Ara droht eine Anklage wegen „Gefährderung der Integrität der Nation“, nachdem sie über den Tod eines Demonstranten berichtet hatten, der wahrscheinlich Opfer von Polizeigewalt wurde. Aus demselben Anlass wurden sechs weitere Medienschaffende, darunter ein Karikaturist, verhaftet und der „Volksverhetzung“ beschuldigt.

In Nigeria fürchtet der Investigativjournalist Ibanga Isine um sein Leben. Der Redakteur der Website The Next Edition wird telefonisch bedroht, seitdem er seine Recherchen über die Unruhen im Bundesstaat Kaduna im Norden Nigerias publiziert hat. Dabei verwies er auf die undurchsichtige Rolle, die der Gouverneur von Kaduna, Malam Nasir El-Rufai, bei den blutigen Konflikte zwischen muslimischen und christlichen Gemeinschaften gespielt hat. Nach der Publikation seiner Berichte sind drei von Isines Auskunftspersonen zu Tode gekommen. Eine wurde in seinem Haus ermordet, zwei weitere verstarben unter fragwürdigen Umständen.

Gute Nachricht

Am 6. Februar wurde in Ägypten der TV-Journalist Mahmoud Hussein aus der Haft entlassen, wenn auch nur unter Auflagen. Der Al-Jazeera-Korrespondent war am 23. Dezember 2016 in Kairo verhaftet worden und der „Mitgliedschaft in einer terroristischen Gruppe“ wie der „Verbreitung gefälschter Nachrichten“ beschuldigt worden. Obwohl die maximale Dauer der U-Haft im August 2018 abgelaufen war, wurde er nicht entlassen, sondern im März 2019 erneut angeklagt. Auch nach der Entlassung von Hussein sind in Ägypten nach wie vor 33 Journalisten und Blogger inhaftiert.

Le Monde diplomatique vom 11.02.2021