12.11.2020

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Ex-Präsident vor Gericht

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Am 9. November wurde Kosovos ehemaliges Staatsoberhaupt Hashim Thaçi erstmals dem Kosovo-Sondergericht im niederländischen Den Haag vorgeführt. Zuvor war Thaçi als Präsident zurückgetreten, nachdem das Gericht die Anklage am 5. November zugelassen hatte. Während des Kriegs in seinem Heimatland Ende der 1990er Jahre war Thaçi Oberkommandierender der „Kosovarischen Befreiungsarmee“ UÇK. Ihm werden schwere Verbrechen wie Mord, Verschleppung und Folter zur Last gelegt. Über die Gräueltaten der UÇK berichtete Jean-Arnault Dérens in seinem Beitrag „Die UÇK vor Gericht“ in der März-Ausgabe 2011 von LMd.

Gefährliche Pillen

Ende Oktober einigte sich der insolvente Pharmakonzern Purdue Pharma mit der US-Regierung auf einen Vergleich in Höhe von mehr als 8 Milliarden Dollar. Unabhängig von dem Vergleich werden die strafrechtlichen Ermittlungen gegen die Eigentümerfamilie Sackler fortgeführt. Unter anderem soll die Firma Ärzte bestochen haben, mehr Schmerzmittel zu verschreiben. Purdue Pharma wird für die Opioid-Sucht mitverantwortlich gemacht, an deren Folgen in den letzten 20 Jahren mehr als 470 000 Menschen in den USA gestorben sind. In seiner Reportage „Als der Arzt zum Dealer wurde“, die im Februar 2018 in LMd erschien, beschreibt Maxime Robin die Zustände im Bundesstaat Ohio, wo die Sucht am schlimmsten grassierte.

Neues Camp, alte Not

Seit dem 7. November befindet sich ganz Griechenland in einem strengen Lockdown. Die strikte Ausgangssperre gilt auch für die Menschen im neuen Lager Moria auf Lesbos. Nachdem das alte Lager Anfang September abgebrannt war, wurde die neue Zeltstadt auf einem alten Schießübungsplatz errichtet. Die Zustände sind katastrophal. Nahe der Küste sind über 9000 Menschen den Witterungen ausgeliefert, die sanitäre und medizinische Versorgung ist mangelhaft. Derweil wurde das gut funktionierte Lager Pikpa auf Lesbos Ende Oktober geschlossen und auf dem Meer werden immer häufiger Pushback-Aktionen von Flüchtlingsbooten durch die griechische Küstenwache gemeldet. Mit welchen Mitteln die Regierung Mitsotakis und die EU in der Ostägäis weiterhin ihre Politik der Abschreckung verfolgen, beleuchtet LMd-Redakteur Niels Kadritzke in seinem neuesten Blog-Beitrag auf der LMd-Homepage: „Nach Moria: Zur Lage der Flüchtlinge, nicht nur auf Lesbos“.

Le Monde diplomatique vom 12.11.2020