08.10.2020

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Eskalation im Kaukasus

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Ende September brach der Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien um die Region Bergkarabach erneut aus. Auf beiden Seiten sollen Dörfer mit Artillerie und Raketen beschossen worden sein. Der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan beschuldigte die Türkei, massiv aufseiten Aserbaidschans in die Kämpfe einzugreifen. Ankara habe 150 Offiziere der eigenen Armee und tausende Söldner aus Syrien in den Kampf geschickt. Sowohl Aserbaidschan als auch die Türkei wiesen die Vorwürfe zurück. Über die Hintergründe des Konflikts, dessen Ursprünge bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen, berichtete Philippe Descamps in seiner Reportage „Nichts ist normal in Karabach“ in der LMd-Ausgabe vom Dezember 2012.

Schikane gegen El Faro

Anfang September berichtete die wichtige unabhängige Internetzeitung El Faro aus San Salvador, dass die Regierung unter Präsident Bukele mit der größten kriminellen Bande des Landes, der Mara Salvatrucha, paktiert. El Faro veröffentlichte Belege, aus denen hervorgeht, dass der Präsident Hafterleichterungen für Bandenmitglieder gewähren will, wenn im Gegenzug seine Wahl 2021 unterstützt und die Anzahl der Morde niedrig gehalten wird. Seither wird El Faro mit allen möglichen Anklagen überzogen, von Geldwäsche bis zu Sexualdelikten. Internationale Unterstützer verteidigen die Onlinezeitung, die sich seit Langem der organisierten und staatlichen Kriminalität in Mittelamerika entgegenstellt. LMd veröffentlichte im Januar 2016 die Reportage „Der Narco von Rivas“ von Óscar Martínez, einem der Mitbegründer von El Faro, über den Drogenhandel in Nicaragua und im Juni 2016 die Reportage „Graffiti toter Gangster“ von Juan José Martínez d’Aubuisson über San Pedro Sula, die Industriehauptstadt von Honduras.

Tränengas aus Deutschland

Wie kürzlich bekannt wurde, beliefert die Bundesrepublik viele Staaten, die regierungskritische Proteste brutal unterdrücken, mit Wasserwerfern und Reizmitteln wie Pfefferspray und CS-Gas. 2019 bekam China laut einer Liste des Bundesinnenministeriums 100 Kilo Tränengas geliefert; weitere problematische Empfängerländer sind unter anderem Somalia, Russland, Tunesien und Ägypten. Der Einsatz von Tränengas wird von den Behörden gern verharmlost. Dabei verursacht es vielfältige Schäden, über die Anna Feigenbaum in ihrer kurzen Geschichte des Tränengases im Mai 2018 in LMd berichtete.

Le Monde diplomatique vom 08.10.2020