Gestern in LMd, heute in den Nachrichten
Streit ums Nilwasser
Am 3. September verkündete das US State Department, die Vereinigten Staaten setzten die Zahlung eines Teils ihrer Finanzhilfen für Äthiopien aus. Hintergrund ist der nach wie vor ungelöste Streit um das Staudammprojekt der Grand-Ethiopian-Renaissance-Talsperre an der Grenze zu Sudan. Addis Abeba hatte offenbar bereits im Juni damit begonnen, das Wasser des Blauen Nils aufzustauen, ohne sich vorher mit den anderen Konfliktparteien Ägypten und Sudan zu einigen. Schon vor Monaten hatte die äthiopische Regierung angekündigt, ab Mitte Juli mit dem Aufstauen des Wassers zu beginnen. Über den seit Jahren schwelenden Konflikt um das Nilwasser zwischen den drei Anrainerstaaten Äthiopien, Sudan und Ägypten berichtete Habib Ayeb in seinem Text „Wem gehört der Fluss?“ in der LMd-Ausgabe vom August 2013.
Keïta verlässt Mali
Der am 18. August durch einen Militärputsch entmachtete malische Staatschef Ibrahim Boubacar Keïta hat am 5. September sein Heimatland verlassen. Der 75-Jährige flog in einem Privatjet nach Abu Dhabi, um sich dort nach einem Schlaganfall medizinisch behandeln zu lassen. Damit ist seine vom Westafrikanischen Staatenbund Ecowas und der Afrikanischen Union geforderte Rückkehr ins Amt wohl endgültig vom Tisch. Dass der seit 2013 amtierende Keïta nicht in der Lage war, die Probleme des westafrikanischen Staats zu lösen, schilderte Rémi Carayol in seinem Text „Viele Fronten in Mali“, der im Juli 2018 erschien.
Opposition gegen Putin
Der russische Oppositionelle Alexei Nawalny, der seit Ende August in der Berliner Charité behandelt wird, wurde mit einem chemischen Kampfstoff vergiftet, der in sowjetischen Laboren entwickelt wurde. Während Moskau jegliche Verantwortung abstreitet und Berlin darüber diskutiert, ob die weitgehend fertiggestellte Gaspipeline Nord Stream 2 zu Ende gebaut wird oder ein Baustopp verhängt wird, stellt sich die Frage, wer den größten Nutzen davon hat, Nawalny zum Schweigen zu bringen. Und das ist fraglos der russische Präsident, der gerade die Verfassung ändern ließ, damit er bis 2036 regieren kann. Nawalny war einer der letzten Oppositionellen, der mit seinem multimedialen Kampf gegen Vetternwirtschaft in Regierungskreisen Putin gefährlich werden konnte, wie Tony Wood in seinem Text „Korruption in Russland – ein Fehler im System“ in der LMd-Septemberausgabe 2019 schreibt.