09.07.2020

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Grenzstreit im Himalaja

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Am 23. Juni haben sich Indien und China auf einen Abzug ihrer Truppen aus dem umstrittenen Grenzgebiet im Himalaja verständigt. Eine Woche zuvor war es erstmals seit Jahrzehnten zu einem tödlichen Zwischenfall in der Region Ladakh gekommen, bei dem mindestens 20 indische und auch chinesische Soldaten umkamen. Für die jüngsten Spannungen ist sehr wahrscheinlich ein Erlass des indischen Präsidenten vom 5. August 2019 verantwortlich. Dem buddhistischen Ladakh wie dem mehrheitlich mus­limischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir wurde ihr autonomer Sonderstatus aberkannt. Als Unionsterritorien (UT) sollen sie in Zukunft direkt der hindunationalistischen Regierung in Delhi unterstehen. Vor den unberechenbaren Folgen dieses „Gefährlichen Spiels in Kaschmir“ – vor allem für die Beziehungen zu Pakistan – warnte Vaiju Naravane im Oktober 2019 in LMd. Was Indien und China betrifft, gab ­Amartya Sen schon vor 15 Jahren zu bedenken, dass die beiden Länder viel mehr als eine 3500 Kilometer lange Grenze verbindet. In einem Essay mit dem Titel „Von China nach Indien und zurück“ untersuchte der diesjährige Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels den „uralten Austausch von Wissen und Glauben“ zwischen den heute verfeindeten Nachbarn.

Krise in Äthiopien

Die ethnischen Konflikte in Äthiopien, deren Lösung mit dem Wahlsieg von Abiy Ahmed Ali im April 2018 näher schien, haben die Regierung in Addis Abeba wieder eingeholt. Als erster Regierungschef aus dem Volk der Oromo hatte Ahmed bei der größten Ethnie des multiethnischen Landes die Hoffnung geweckt, ihre Ansprüche auf mehr Einfluss und Macht im Staate zu erfüllen. Die Reaktionen auf den Mord an dem beliebten Musiker Hachalu Hundessa, der mit seinen Liedern zum Wahlsieg Ahmeds beigetragen hatte, offenbaren jetzt den Frust der jungen Generation der Oromo, die sich in heftigen Straßenkämpfen artikuliert. Auch außenpolitisch stehen der Regierung unruhige Zeiten bevor, weil die Aufstauung des Blauen Nils auf äthiopischem Territorium existenzielle Interessen Ägyptens bedroht. Über den Aufstieg Abiy Ahmeds und die positiven Erwartungen, die er in der ganzen Region ausgelöst hat, berichtete Gérard Prunier in LMd vom November 2018: Unter dem Titel „Hoffnung am Horn“ beschrieb er die „große Wende“, die der Hoffnungsträger mit dem ­Ausbau des „äthiopischen Föderalismus“ plante: und die jetzt zu scheitern droht.

Le Monde diplomatique vom 09.07.2020