09.01.2020

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Konflikt ums Gas

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Die Spannungen um die Gasreserven im östlichen Mittelmeer nehmen zu. Am 2. Januar unterzeichneten Zypern, Griechenland und Israel ein Abkommen zum Bau der Pipeline Eastmed, die Gas aus Tiefbohrungen vor Israel und Zypern ab 2025 über Griechenland bis nach Italien bringen soll. Die Türkei, die ebenfalls Anspruch auf die Gasfelder erhebt, fühlt sich ausgebootet. Präsident Erdoğan hatte seine Ambitionen zuletzt durch ein umstrittenes Seegrenzen-Abkommen mit Libyen unterstrichen. Auch hinter der Entsendung türkischer Truppen in das Bürgerkriegsland werden wirtschaftliche Interessen an den Gasreserven der Region vermutet. Dass der Türkei, die mit sämtlichen Anrainerstaaten über Kreuz ist, nicht viel übrigbleibt als militärisches Muskelspiel, stellte Günter Seufert bereits in „Die Türkei auf dem Weg zur Seemacht“ in LMd vom Mai 2019 fest. In derselben Ausgabe wies Niels Kadritzke in „Pipe­dreams und Realpolitik“ darauf hin, dass die Förderung der EastMed-Vorkommen wegen der Meerestiefe nur mit großem technischen Aufwand und hohen Kosten zu bewerkstelligen ist. Auch zwischen Israel und dem Libanon, die sich offiziell noch immer im Kriegszustand befinden, gibt es keine klare Seegrenze. In LMd vom Oktober 2015 fragte Bashir El-Khoury: „Wem gehören die Gasfelder unter dem Mittelmeer?“

Inder werden

Am 12. Dezember unterschrieb Pre­mier­minister Modi ein Gesetz, das Hindus, Parsis, Sikhs, Buddhisten, Jains und Christen, die vor 2015 aus Bangladesch, Pakistan oder Afghanistan nach Indien gekommen sind, bereits nach fünf Jahren (statt nach elf) ermöglicht, die indische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Muslime und indigene Gruppen sind ausgenommen, was zu anhaltenden heftigen Pro­testen im Land führte. Was Modi zu Beginn seiner Laufbahn als Chief Minister von Gujarat trieb, beschrieb Clea Chakraverty in der Mai-Ausgabe 2014 von LMd („Der Dreck von Gujarat“). Kurz zuvor, im April 2014, hatte ihn unser Autor Christophe Jaffrelot („Herr Modi aus Gujarat“) als kaltschnäuzigen Machtpolitiker porträtiert, der im Jahr 2002 antimuslimische Pogrome unterstützte. Derselbe Autor kommentierte Modis Wiederwahl im Juli 2019 unter dem Titel „Indien im Griff der Hindu-Nationalisten“. Und zum Verständnis der spezifisch indischen Symbol­politik religiöser Spaltung trägt der Artikel „Die heilige Kuh ist ein politisches Tier“ von Naïké Desquesnes bei, der im März 2016 in LMd erschien.

Le Monde diplomatique vom 09.01.2020