12.09.2019

Holger Niehaus

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Holger Niehaus

von Wilhelm Werthern

Ohne Titel, 2005, Farbfotografie, 125,3 x 106,2 cm

Für ihr Genre sind die Stillleben von Holger Niehaus nicht ungewöhnlich, aber bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass etwas mit ihnen nicht stimmt. Seine ästhetisch perfekt inszenierten Arbeiten verunsichern und irritieren. Gemüse und Obst sind mit Löchern verziert; die Blumen sind so beschnitten, dass der Strauß exakt so breit ist wie die Vase; ein Blumenstrauß von pinken Gerbera ist so arrangiert, dass er die Form der einzelnen Blüte annimmt; das Obst wird vollkommen nackt präsentiert und wirkt dadurch verstörend; die herunterhängenden Tulpen haben zwar noch Wasser in der Vase, aber die Stängel erreichen es nicht mehr. Bei den Inszenierungen kommen auch mal Tesafilm, Lack oder ein Skalpell zum Einsatz. Die Darstellungen zeugen von einer gewissen Unbarmherzigkeit – der Tod ist allgegenwärtig. Was dem Humor der Arbeiten keinen Abbruch tut. Holger Niehaus ist 1975 im niedersächsischen Nordhorn geboren und hat an der Academie voor beeldende Kunst en Vormgeving in Enschede studiert. Er lebt und arbeitet in Berlin. Für das Bildmaterial danken wir dem Künstler. www.def-image.com

⇥Wilhelm Werthern

Le Monde diplomatique vom 12.09.2019, von Wilhelm Werthern