13.12.2018

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

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Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Macrons Klassenkampf

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Selbst konservative Beobachter in Deutschland können sich der Erkenntnis nicht verschließen, dass die Bewegung der Gilets jaunes eine soziale Rebellion darstellt. Eine Rebellion gegen die von Macron und seiner Regierung vorangetriebene Steuerreform, die den ganz Reichen zugutekommt und die verfügbaren Einkommen der Mehrheit mindert. Offensichtlich meint Macron es ernst mit seiner Parole, die jungen Franzosen sollten „Lust bekommen, Milliardäre zu werden“. Wer die Entwicklungen in Frankreich anhand von LMd verfolgt, konnte am Klassencharakter der Politik von Macron nie Zweifel haben. In LMd vom Juli 2017 wies Serge Halimi darauf hin, dass in Macrons neuer Parlamentsfraktion 46 Unternehmer sitzen. Noch vor seiner Wahl hatten François Denord und Paul Lagneau-Ymonet aufgezeigt, dass der politische Komet Macron seinen Aufstieg den alten so­zia­len Eliten verdankt. In ihrem Text vom März 2017 verorten sie „die Bande des Monsieur Macron“ in der „Staatsaristokratie“ des Finanzministeriums und in der Hochfinanz.

Leere Kolonialmuseen

Mitte November legten die französische Kunsthistorikerin und Provenienzforscherin Bénédicte Savoy und der senegalesische Ökonom und Essayist Felwine Sarr ihren Restitutionsreport vor, der sofort große Wellen schlug. Etwa 90 bis 95 Prozent der Kunst aus Subsahara-Afrika liegen in westlichen Museen. Savoy und Sarr kommen zu dem radikalen Schluss, dass alle Objekte, die im Zuge militärischer Aktionen erbeutet wurden, ohne weitere Erforschung der Provenienzen zurückgegeben werden sollen. So mancher Museumsdirektor bibbert nun, was von seiner Sammlung noch übrigbleibt. Damit kein Missverständnis aufkommt: In ihrem Essay „Was unsere Museen nicht erzählen“, erklärte Bénédicte Savoy in LMd vom August 2017, was wir gewinnen, wenn wir die Herkunft der Dinge erforschen und offenlegen.

Australien und China

Australien hat eine hochrangige Delegation unter Führung des Expremiers John Howard nach Peking entsandt. Canberra will die australisch-chinesischen Beziehungen reparieren, die zuletzt gelitten haben. China ist für Australien ein wichtiger Wirtschaftspartner und 5 Prozent der australischen Bevölkerung haben chinesische Wurzeln. Über den Einfluss des chinesischen Kapitals informierte Urs Wälterlin im April 2018 in LMd: „Australien wird chinesischer“.

Le Monde diplomatique vom 13.12.2018