11.10.2018

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Schlechte Nachrichten

Das Verschwinden des saudischen Journalisten Dschamal Chaschuqdschi sorgt für Spannungen zwischen Saudi-Arabien und der Türkei. Chaschuqdschi ist ein Kritiker des Regimes in Riad. Er war im September 2017 in die USA geflüchtet und publizierte seitdem unter anderem in der Washington Post und im ­Guardian. Chaschuqdschi hatte am 2. Oktober das saudische Konsulat in Istanbul aufgesucht, um sich ein Dokument abzuholen. Die Saudis behaupten, er sei erst nach Verlassen des Konsulats verschwunden. Offizielle türkische Quellen ließen über die Nachrichtenagentur AFP wissen, dass sie von einem Mord durch ein saudisches Killerkommando ausgehen. Die Leiche sei in einem schwarzen Botschaftsauto abtransportiert worden. Kronprinz Mohammed bin Salman hat inzwischen angeboten, dass die türkische Polizei das Konsulat durchsucht. Was natürlich nicht zur Aufklärung der Frage beiträgt, was mit Dschamal Chaschuqdschi am 2. Oktober geschehen ist.

Im Irak ist der Journalist Saif Hilal al- Azawi verschwunden. Er war im Morgengrauen des 1. Oktober vom staatlichen Sicherheitsdienst festgenommen worden. Da die Regierung keine Auskunft über seinen Verbleib gibt, geht RoG von einer gewaltsamen Entführung aus. Gegen Azawi sind staatsanwaltschaftliche Ermittlungen in Gang, die sich auf seine Berichte über Korruptionsfälle auf seinem Nachrichtenportal Adhamiya News beziehen.

Nicaragua hat den Journalisten Carl David Goette-Luciak des Landes verwiesen. Der Journalist mit US-amerikanischer und australischer Staatsbürgerschaft hatte seit drei Jahren für den britischen Guardian und andere internationale Medien berichtet. Er wurde am 1. Oktober von der Polizei verhaftet und in Handschellen zum Flughafen Managua gebracht. Nach fünf Stunden Verhör wurde er in ein Flugzeug nach San Salvador gesetzt. Wegen seiner Berichterstattung über die zunehmend blutige Repression des Ortega-Regimes wurde der Journalist schon seit Monaten bedroht. Eine von der Regierung lancierte Onlinekampagne beschuldigt ihn, für die CIA und für die „bewaffnete Opposition“ zu arbeiten. Wie Goette-Luciak werden in Nicaragua viele Medienarbeiter, die über die Proteste berichten, durch Verleumdungskampagnen in den sozialen Medien und willkürliche Verhaftungen eingeschüchtert.

Gute Nachricht

In der Slowakei ist ein erster Schritt zur Aufklärung des Mordes an Ján Kuciak und Martina Kušnírová erfolgt. Der investigative Journalist und seine Verlobte waren am 21. Februar in ihrem Haus erschossen worden. Am 1. Oktober gab die Staatsanwaltschaft in Bratislava die Verhaftung eines Tatverdächtigen bekannt. Dessen Auftraggeberin, die den Mann für 50 000 Euro angeheuert haben soll, wurde von einer Zeitung als Mitarbeiterin des Geschäftsmanns Marián Kočner identifiziert, der sich seit Juni 2018 in Untersuchungshaft befindet. Kuciak hatte mehrfach über dubiose Geschäfte Kočners berichtet und außerdem über Verbindungen zwischen der kalabrischen Mafia und der slowakischen Regierung recherchiert.

Le Monde diplomatique vom 11.10.2018