09.08.2018

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Schlechte Nachrichten

Am 1. August wurde in China der 84-jährige Ökonomieprofessor Sun Wenguan während eines Telefoninterviews verhaftet, das im mandarinsprachigen Programm des Senders Voice of America ausgestrahlt wurde. Die Polizei nahm Sun in seiner Wohnung in Jinan fest, als er gerade über Zensur und Propaganda in den chinesischen Medien sprach. Der bekannte Dissident hatte 2008 die Char­ta 08 unterzeichnet, die eine Demokratisierung der Volksrepublik China forderte.

In der letzten Juliwoche haben Soldaten der israelischen Armee im West­jor­dan­land sechs palästinensische Journalisten festgenommen. Vier von ihnen arbeiteten im Studio Ramallah des Fernsehsenders al-Quds, das vom israelischen Vertei­digungs­ministerium Anfang Juli mit der Begründung geschlossen wurde, al-Quds sei der „Propagandaflügel“ der Hamas und verbreite Botschaften einer „terroristischen Organisation“. Am 31. Juli wurde zum wiederholten Mal auch der Journalist Mohamed Anwar Muna verhaftet, der für die Nachrichtenagentur Quds Press arbeitet und eine Radiostation in Nablus leitet. Schon am 14. Juli war die Kolumnistin Lama Kather festgenommen worden, nachdem sie die Aufforderung, ihre journalistische Tätigkeit einzustellen, nicht befolgt hatte. Alle Verhaftungen erfolgten in Zone A des Westjordanlands, die theoretisch nur von der Palästinensischen Autonomiebehörde kontrolliert wird. Dennoch nimmt die israelische Armee hier immer wieder Verhaftungen vor.

Am 31. Juli wurden in der Zentralafri­kanischen Republik drei russische Medienarbeiter ermordet. Der Reporter Orkhan Dzehmal, der Dokumentarfilmer Alexander Rastorguyew und der Kameramann Kirill Radschenko wurden in der Nähe der Stadt Sibut von neun Kidnappern entführt und kurz darauf erschossen. Die drei wollten im Auftrag des Putin-Kritikers Michail Chodorkowski einen Dokumentarfilm über die Aktivitäten russischer Söldner drehen. Russisches Militärpersonal ist in der Zentralafrikanischen Republik verstärkt präsent, seit Frankreich seine Interventionstruppen im Oktober 2016 zurückgezogen hat.

Seitdem im Irak eine breite Protest­bewegung gegen die Regierung ent­standen ist, wird die Arbeit von Journalisten massiv behindert. In Nadschaf wurden am 13. Juli der Fernseh­journalist Ahmad al-Abdi und zwei Kameraleute von der Polizei festgenommen, als sie Demonstranten filmen wollten. Ihr Kollege Issa al-Atwany wurde am 14. Juli von der Polizei attackiert, während er über die Proteste in der Provinz Babil berichten wollte. Er erlitt einen Arm­bruch. Weitere Journalisten, die offenbar auf einer schwarzen Liste stehen, wurden von Leuten bedroht, die dem irakischen Geheimdienst oder regierungsnahen schiitischen Milizen nahestehen. Bei den Demonstrationen gegen die Korruption und das Versagen der Regierung, sind bisher vierzehn Menschen ums Leben gekommen. Offenbar will die Regierung in Bagdad verhindern, dass Berichte über die Proteste und das Vorgehen der Sicherheitskräfte in die internationalen Medien gelangen.

Le Monde diplomatique vom 09.08.2018