13.07.2017

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

zurück

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Hamburg und die Folgen

Audio: Artikel vorlesen lassen

Nach den großen Demonstrationen der vielen und den Gewaltausbrüchen in Hamburg während des G20-Treffens rufen Politiker aller Couleur nach mehr Sicherheit, mehr staatlicher Überwachung, mehr Kontrolle. Nach den Protes­ten beim Treffen der G8 in Genua 2001 gab es ganz ähnliche lautende Forderungen. Viele davon sind inzwischen umgesetzt. In Le Monde diplomatique erschien im März 2014 ein Aufsatz des italienischen Philosophen Giorgio Agamben mit dem Titel „Die Geburt des Sicherheitsstaats“. Agamben schildert darin, mit welchen Instrumenten Staaten ihren mündigen und widerständigen Bürgern begegnen und im Lauf der Geschichte begegnet sind. Seine Forderung: „eine destituierende Kraft zu ersinnen, die von den Sicherheitsdispositiven nicht erfasst und in die Spirale der Gewalt gerissen werden kann“, um das „antidemokratische Abdriften des Sicherheitsstaats“ aufzuhalten.

Schwieriges Weltkulturerbe

Am 9. Juni hat die Unesco die Hauptstadt von Eritrea zum Weltkulturerbe erklärt. Zu Recht, möchte man einerseits sagen, weil in Asmara eines der weltweit schönsten Ensembles moderner Architektur steht. Nur wurden diese damals nicht für die Eritreer gebaut, die waren nur das Hilfspersonal. Bauherren und Bewohner waren die italienischen Kolonialisten, deren faschistisches Emblem noch heute auf dem Erziehungsministerium prangt. Und für die erstaunlich gut erhaltene Bausubstanz hat wiederum ein anderer autoritärer Herrscher gesorgt: In 24 Jahren verwandelte der ehemalige Befreiungskämpfer Isayas Afewerki das Land in einen Garnisonsstaat, wie Alex de Waal in seiner Analyse das „System Eritrea“ beschreibt. Sie erschien unter diesem Titel 2015 in der Novemberausgabe von LMd.

Amerikanische Mauer

Trumps Idee, Solarzellen auf der Mauer zwischen den USA und Mexiko zu installieren, ist geklaut. Das belegt der Artikel von Jeremy Harding in Le Monde diplomatique vom Juni 2017. Unter der Überschrift „Eine Mauer ist eine Mauer“, stellt der Autor darin die utopischen bis zynischen Entwürfe verschiedener Architekten und Künstler für die Grenzanlagen vor. Höhepunkt ist ­zweifellos die Idee einer Wärmeplatte entlang der Grenze, die mit aufsteigender Hitze eine Fata Morgana erzeugt – und auf der sich Migranten die Füße verbrennen.

Le Monde diplomatique vom 13.07.2017