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Südsudans Kinder
Die UN-Flüchtlingsorganisationen schlagen Alarm. Der Bürgerkrieg im Südsudan hat mehr als 2 Millionen Kinder in die Flucht getrieben. Von den 1,8 Millionen Menschen, die in die Nachbarländer Uganda, Kenia, Äthiopien und Sudan fliehen konnten, sind rund 1,1 Millionen im Kindesalter. Außerdem gibt es über eine Million Kinder unter den Binnenflüchtlingen, die am stärksten von der Ernährungskrise betroffen sind. Laut UNHCR leiden im Südsudan bereits 100 000 Menschen an akutem Hunger; zwei Provinzen wurden schon zu Notstandsgebieten erklärt, weitere werden folgen, wenn nichts geschieht.
Damit steuert der Südsudan auf die weltweit größte Hungerkatastrophe zu, warnen die UN-Vertreter vor Ort. Auch diese Krise ist von Menschen gemacht: in diesem Fall von den konkurrierenden Cliquen, die sich seit der Unabhängigkeit des Südsudan um die Vorherrschaft streiten. Die Formation dieser Cliquen, die mit den ethnischen Grenzlinien zusammenfallen, war bereits in den Fraktionen der Unabhängigkeitsbewegung SPLM/A angelegt, die im Juli 2011 die Macht übernahm. Über die Wurzeln dieser ethnischen Differenzen und der Cliquenkämpfe, bei denen es auch um wirtschaftliche Interessen geht, informiert die Analyse „Guerillastaat Südsudan“ von Gérard Prunier, die im Februar 2014 in Le Monde diplomatique erschienen ist. Die vergeblichen Bemühungen der UNO, den Bürgerkrieg durch ein Waffenembargo zu stoppen, schildern Jérôme Tubiana und Claudio Gramizzi in ihrem Beitrag „Sanktionen gegen einen Toten“ in der Januarausgabe 2015.
Macrons Europa
Frankreichs neuer Präsident Emmanuel Macron wird in Berlin rückhaltlos bejubelt. Das könnte sich ändern, wenn er es mit seiner Kritik an der Rolle Deutschlands ebenso ernst meint wie mit seiner Forderung nach Eurobonds. Über beide Themen kann man sich in Beiträgen informieren, die schon in der ersten Phase der Eurokrise in Le Monde diplomatique erschienen sind. Im August 2011 warnte John Lanchester in seiner Analyse „Euroland“ davor, dass die verengte Haltung Deutschlands die Eurozone zu sprengen drohe. Im November 2012 skizzierte Stephan Schulmeister einen „New Deal für Europa“, der unter anderem die Ausgabe von Eurobonds durch einen neuen Europäischen Stabilititätsfonds vorschlägt. Die Debatte über solche Lösungen ist noch längst nicht abgeschlossen.