08.12.2016

Gina Malek

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Gina Malek

Barbara, 2016, Öl auf Leinwand, 119 x 229 cm

Die Bilder der New Yorker Malerin Gina Malek erzählen keine dramatischen Geschichten – sie fangen eher intime Momente ein. Es geht ihr um leises Geschehen, um Dinge, die normalerweise nicht im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Das hier abgebildete Gemälde „Barbara“ beispielsweise zeigt eine obdachlose Frau, die in New York von der Künstlerin in ein Obdachlosenheim begleitet wurde. Der Titel verrät das nicht. Wir sehen eine starke, in sich ruhende weibliche Figur, die sich festhält und von den anderen Menschen nicht beachtet wird. Nur ihr Haar und ihre Hände sind malerisch deutlicher ausformuliert, es scheint fast, als hätte sie einen Flügel. In Gina Maleks Malerei geht es oft um Figuren am Rand der Gesellschaft: obdachlose, alte, gebrechliche, pflegebedürftige Menschen. Sie werden nicht porträtiert, sondern in einer Umgebung mehr angedeutet als dargestellt. Körper erscheinen und ziehen sich zurück. Trotzdem kommt man ihnen erstaunlich nahe. Manche Arbeiten wirken auf den ersten Blick wie vollkommen abstrakte Kompositionen, bis sich bei genauerem Hinsehen Figuren offenbaren. Die abstrakten Markierungen stehen dabei gleichberechtigt neben dem Figurativen, die Interpretation bleibt offen. Die erste Einzelausstellung der Künstlerin, die ihr Kunststudium an der Columbia University, New York, erst 2015 abgeschlossen hat, ist noch bis zum 15. Dezember in der Berliner Galerie Magic Beans zu sehen. Für das Bildmaterial danken wir Magic Beans und der Künstlerin.

www.ginamalek.com, magicbeans.gallery

⇥Wilhelm Werthern

Le Monde diplomatique vom 08.12.2016