13.10.2016

Die neue UN-Spitze

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Die neue UN-Spitze

Die neue UN-Spitze

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Am 6. Oktober wurde António Guterres vom UN-Sicherheitsrat offiziell für den höchsten Posten der Weltorganisation nominiert. Der ehemalige portugiesische Regierungschef (1995–2005), Präsident der Sozialistischen Internationale (1999–2005) und UN-Hochkommissar für Flüchtlingsfragen (2005–2015) wird am 1. Januar 2017 den „unmöglichsten Job der Welt“ übernehmen. Denn als solchen bezeichnet ihn Shashi Tharoor in seinem Beitrag „Mehr General oder mehr Sekretär“, der im August 2016 in LMd erschien. Hier untersucht Tharoor, der sich 2006 neben Ban Ki Moon und fünf weiteren Kandidaten für das Amt beworben hatte, die Machtstrukturen innerhalb der Weltorganisation. Dabei verweist er auf die moralische Autorität der UNO bei der Bewältigung der globalen Probleme wie auf ihre reale Ohnmacht bei der Intervention in akuten Krisensituationen. Tharoor zeigt aber auch, welche Aufgaben auf den neuen Generalsekretär warten, zum Beispiel dass sich die UNO „auf die Bereiche konzentriert, in denen sie tatsächlich etwas bewirken kann“.

Unklare Fronten im Jemen

Der Krieg im Jemen wird immer blutiger und unübersichtlicher. Am 8. Oktober traf es in der Hauptstadt Sanaa eine Beerdigungsfeier. Nach Angaben von UN-Beobachtern wurden 140 Menschen getötet und über 500 verletzt. Unter den Opfern befanden sich auch hohe Militärs der Huthi-Milizen, die in Sanaa die Macht ausüben. Die Huthi schreiben die völkerrechtswidrigen Angriffe der saudischen Luftwaffe zu. Obwohl die Saudis dies nicht zugegeben haben, weisen Experten darauf hin, dass nur sie diesen Luftschlag ausführen konnten. Die USA verlangen von Riad eine Untersuchung des Vorfalls und sprechen von einer „beunruhigenden Serie von Attacken gegen die jemenitische Zivilbevölkerung“. Die Aussage des Weißen Hauses, dass „die Sicherheitszusammenarbeit mit Saudi-Arabien kein Blankoscheck ist“, lässt erkennen, dass Washington an einer militärischen Lösung des Jemen-Konflikts zunehmend zweifelt. Über den historischen Hintergrund, die Konfliktparteien und die widerstreitenden Interessen im Jemen informieren die Analysen von Laurent Bonnefoy, die seit 2009 in LMd erschienen sind. In seinem letzten Beitrag vom März 2016 beschreibt der Autor die Rolle äußerer Mächte, die sich als „Strippenzieher im Jemen-Krieg“ betätigen; und von den innenpolitischen Konfliktparteien handelt der Text „Neue Herren in Sanaa“, der im November 2014 in LMd erschienen ist.

Le Monde diplomatique vom 13.10.2016