09.06.2016

Erwin Wurm

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Erwin Wurm

Organisation von Liebe, 2014 Katrin Binner

Berühmt ist der 1954 geborene österreichische Künstler Erwin Wurm vor allem für seine „One Minute Sculptures“, die seit 1997 entstehen. Am Anfang stehen Zeichnungen des Künstlers, so skizziert er seine Ideen. In den Ausstellungen gibt es dann Gegenstände und Handlungsanweisungen für Besucher – die eigentliche Skulptur entsteht also erst in dem Moment, in dem die Betrachter zu Performern werden. Hier fordert Wurm den Skulpturbegriff radikal heraus, und die Grenzen zwischen Performance, partizipativer Kunst und skulpturalem Objekt verschwimmen. Das ist geistreich und witzig, dabei voller Anspielungen auf Philosophie, Kunstgeschichte und aktuelle gesellschaftliche Debatten. Der überraschenden Verschiebung von Dimen­sionen begegnet man häufig in Wurms Werk, ein besonders schönes Beispiel ist der detailgetreue, begehbare Nachbau von Wurms Elternhaus, auf eine Breite von 1,10 Meter gestaucht: „Narrow House“. Die Enge der Provinz wird physisch spürbar. Bei Wurm ist Kunst spielerisch und macht Spaß, ohne deshalb je plump oder banal zu werden. Bis zum 22. August 2016 zeigt die Berlinische Galerie eine große Einzelausstellung des Künstlers. Für das Bildmaterial, dessen Copyright bei der VG Bild-Kunst, Bonn, liegt, danken wir dem Studio Erwin Wurm. www.berlinischegalerie.de, www.erwinwurm.at

⇥Wilhelm Werthern

Le Monde diplomatique vom 09.06.2016