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Pjöngjangs atomare Doktrin
Auf dem 7. Kongress der nordkoreanischen Staatspartei verkündete Staats-, Volks- und Parteiführer Kim Jong Un, Nordkorea werde seine Atomwaffen nur dann einsetzen, wenn „seine Souveränität durch eine feindliche Macht mit atomaren Waffen beeinträchtigt“ werde. Damit versucht er die Beunruhigung über Nordkoreas atomare Aufrüstung zu dämpfen, die inzwischen selbst in Peking herrscht. Sein Land werde stets für „eine friedliche Welt“ und für „Frieden und Sicherheit in der Region und in der ganzen Welt“ kämpfen, behauptete Kim Jong Un vor dem Parteikongress. Was das für die Außenpolitik des Regimes bedeutet, hängt weitgehend von der militärischen Führung Nordkoreas ab, deren Macht auch unter dem Enkel des Staatsgründers Kim Il Sung ungebrochen ist. Über die Rolle der Herrscherdynastie innerhalb der Machtstrukturen Nordkoreas informierte Bruce Cumings in seinem Text über „Die drei Körper der Kims“, der im Februar 2012 in Le Monde diplomatique erschien. Nach wie vor lesenswert sind auch die Analysen unseres Autors Philippe Pons. In „Nordkoreas kalter Krieg“ interpretierte er bereits im Mai 2013 das Streben nach einsatzfähigen Atomwaffen als Instrument des Machterhalts. In „Die Reise des Kim Jong Un“ vom April 2015 schilderte er den Versuch des dritten Kim, durch erneuerte Beziehungen zu Moskau die einseitige Orientierung auf Peking zu überwinden. Die Atomwaffen- und Raketentests Nordkoreas in diesem Jahr wurden sowohl in China als auch in Russland kritisiert.
Staudamm in Brasilien
Im Getöse um die Amtsenthebung der brasilianischen Präsidentin ist ein anderes wichtiges Thema der Region aus dem Blick geraten: Am 5. Mai wurde im Amazonasgebiet das umstrittene Riesenstauwerk Belo Monte eingeweiht. Es ist das größte in Brasiliens und eines der größten der Welt. Es soll mehr als 11.200 Megawatt Strom erzeugen und 60 Millionen Menschen im Norden Brasiliens mit Energie versorgen. Dem Monsterprojekt mussten zahlreiche Ortschaften weichen, Anwohner und Umweltschützer kämpften lange für den Erhalt des Ökosystems am Río Xingu. Im März 2011 beleuchtete unser Autor Thomas Fatheuer unter dem Titel „Das brasilianische Modell. Entwicklung ist Umverteilung plus Großprojekte“ das brasilianische Wirtschaftskonzept, das Ökologie eher als Hindernis für den Fortschritt denn als Chance sieht.