07.04.2016

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

zurück

Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Panama Papers

Audio: Artikel vorlesen lassen

Mit der Publikation der Panama Papers hat Wikileaks Geheimnisse aufgedeckt, die viele Reiche und Mächtige vor den Steuerbehörden verbergen wollten. Obwohl es noch zahlreiche andere Steueroasen gibt, ist es kein Zufall, dass sich der weltweit führende Anbieter von Briefkastenfirmen, die Kanzlei Mos­sack Fonseca, in Panama niedergelassen hat. Der mittelamerikanische Staat hat sich seit Jahrzehnten auf die „Kommerzialisierung seiner Souveränität“ verlegt, „um seinen Platz in der internationalen Arbeitsteilung zu finden“, erklärten Allan Popelard und Paul Vannier in Le Monde diplomatique vom Juli 2015 („Wem gehört Panama City?“). Dieses Konzept beruht nicht nur auf dem Angebot einer „Billig­flagge“, das viele Reedereien in Anspruch nehmen. Panama ist inzwischen auch die „am stärksten finanzialisierte Volkswirtschaft Lateinamerikas“.

Wie Steueroasen funktionieren, kann man allerdings auch in Europa studieren. Ein Panama City im Kleinformat ist die Isle of Man zwischen England und Irland, wo 27 Prozent der Beschäftigten im Banken- und Versicherungswesen oder im Bereich „unternehmensbezogene Dienstleistungen“ arbeiten. Unter dem Titel „Sterne und Steuern“ untersuchte Philippe Rivière am Beispiel der Raumfahrt- und Satellitenindustrie in der Oktoberausgabe von LMd das unternehmerfreundliche Prinzip „Null Steuern“.

Eskalation in Berg-Karabach

Der lange schlummernde Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan über das Gebiet von Berg-Karabach droht wieder auszubrechen. Das größte Interesse an der Abwendung einer erneuten Eskalation dürfte Russland haben. Dabei taugt es nicht unbedingt zum „neutralen“ Vermittler. „Mit seinen engen Beziehungen zu Armenien steht es dem turksprachigen Aserbaidschan und der Türkei – Russlands traditionellem Erzfeind – gegenüber.“ Dieser Befund stand im Dezember 2012 in Le Monde diplomatique, und er gilt heute erst recht, weil die Beziehungen zwischen Moskau und Ankara noch angespannter sind als vor vier Jahren. In „Nichts ist normal in Karabach“ erzählt Philippe Descamps die Geschichte des Konflikts seit dem 1994 in Moskau unterzeichneten Waffenstillstand; und die nebenstehende Chronik nennt die wichtigsten historischen Daten, die das Schicksal des ehemaligen „Khanats Karabach“ von der Eroberung durch Russland im Jahr 1805 bis zur Auflösung der Sowjetunion bestimmt haben.

Le Monde diplomatique vom 07.04.2016