11.12.2009

Meldungen des Monats

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Schlechte Nachrichten

Das Massaker auf den Philippinen vom 23. November war zugleich ein noch nie dagewesener Angriff auf die Pressefreiheit. Unter den 58 Opfern des bewaffneten Überfalls auf der Insel Mindanao waren 30 Journalisten. Angehörige der Miliz des Gouverneurs von Maguindanao, Andal Ampatuan, lauerten einem Konvoi von Anhängern des rivalisierenden Politikers Esmael Mangundadatu auf, der bei den Gouverneurswahlen im Mai 2010 gegen den Amtsinhaber antreten will. Die begleitenden Journalisten, die für lokale und nationale Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehsender arbeiteten, wollten über die politische Initiative des Gegenkandidaten berichten. Wahrscheinlich wurden sie getötet, damit keine Augenzeugen das Massaker überleben.

Das zweitgefährlichste Land der Welt für Journalisten – nach den Philippinen – ist Somalia mit acht Todesopfern allein in diesem Jahr. Bei dem jüngsten Selbstmordanschlag vom 3. Dezember auf ein Hotel in Mogadischu waren unter den mindestens zwölf Todesopfern auch drei Medienarbeiter: Mohamed Amin Adan Abdulle, ein Reporter des Senders Radio Schabelle, der Kameramann Hassan Zubeyr Haji Hassan, der für den arabischen TV-Sender al-Arabija arbeitet, und der freie Kameramann Yaasir Mario. Für den Anschlag, bei dem mindestens weitere fünf Journalisten schwer verletzt wurden, sind wahrscheinlich islamistische Gruppen verantwortlich. Allerdings haben zwei von ihnen, die Al-Schabab-Miliz und die Gruppe Hisb-i-Islami, ihre Verantwortung für den Anschlag explizit bestritten.

Anfang Dezember wurden in China zwei Tibeter zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie Fotografien des Dalai Lama über Internet verschickt haben. Die Anklage gegen die jungen Männer namens Gyaltsen und Nyima Wangdu lautete auf „Übermittlung von Informationen an Kontaktadressen außerhalb Chinas“. Die beiden waren seit dem 1. Oktober in Haft. Drei weitere Internetnutzer wurden wegen ähnlicher „Delikte“ am 1. Dezember festgenommen.

Seit dem 16. November gibt es in Russland einen weiteren verdächtigen Todesfall. In Kaliningrad stürzte die prominente Journalistin Olga Kotowskaja aus dem 14. Stock eines Hochhauses. Sechs Tage zuvor hatte ein Gericht ihr die Rechte an dem von ihr gegründeten TV-Sender Kaskad zurückgegeben, die man ihr 2004 aufgrund gefälschter Dokumente abgesprochen hatte. Die Angehörigen und Kollegen der kämpferischen Journalistin halten einen Selbstmord für undenkbar, zumal sechs Tage nach einem so wichtigen juristischen Sieg.

Gute Nachrichten

Am 3. Dezember wurde in Kuwait der Journalist Mohammed al-Jassem nach zwölftägigem Polizeiarrest gegen Kaution wieder freigelassen. Der Mitarbeiter der Tageszeitung al-Alam al-Jaum war von Ministerpräsident Nasser Mohammed wegen Verleumdung angezeigt wurden, hatte sich aber zunächst geweigert, eine Kaution zu zahlen, weil er seine Festnahme prinzipiell für illegal hält.

Le Monde diplomatique vom 11.12.2009