Archipel Westjordanland
Das von Israel im Westjordanland vor 20 Jahren eingerichtete (und als Interimslösung gedachte) Verwaltungssystem in drei Zonen erweist sich immer wieder als Farce: Während die Zone A um Ramallah und Nablus vollständig von der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) kontrolliert wird, ist diese in Zone B nur für die Zivilverwaltung zuständig und muss die Sicherheit der israelischen Armee überlassen. Zone C wiederum, die den größten Teil des Westjordanlands ausmacht, untersteht komplett der israelischen Zivil- und Militärverwaltung. Hier leben schätzungsweise 150 000 Palästinenser neben etwa 325 000 israelischen Siedlern. Die Siedlerbewegung setzt seit Jahren alles daran, die arabischen Nachbarn zu verdrängen. Exemplarisch ist der Fall des palästinensischen Dorfs Susiya, dessen Bewohner seit Jahrzehnten gegen ihre Vertreibung kämpfen: Wie in verschiedenen Medien, vom Guardian bis zur FAZ, berichtet wurde, drohte der Chef der Zivilverwaltung, Joav Mordechai, Mitte Juli den 350 Bewohnern erneut mit dem Abriss ihrer Hütten, Zelte und der Solaranlage, die mit Unterstützung der EU errichtet wurden. Die Geschichte von Susiya schilderte Joseph Dana, Journalist in Ramallah, bereits im Februar 2012 in Le Monde diplomatique unter der Überschrift „Kafka im Westjordanland“.
Gerangel im Packeis
In einem 2000 Seiten starken Schreiben an die UN-Kommission hat Russland vor Kurzem wiederholt seine Ansprüche auf die rohstoffreichen Gebiete in der Arktis geltend gemacht, in der 11 Milliarden Tonnen Öl und Gas sowie große Mengen an Gold und Diamanten vermutet werden. Es geht um etwa 1,2 Millionen Quadratkilometer einschließlich des Nordpols, auf die nicht nur Russland ein Auge geworfen hat: Auch die anderen Arktis-Anrainer USA, Kanada, Norwegen, Dänemark, Finnland und Schweden haben Gebietsansprüche, die sie nur noch belegen müssen, wie Dominique Kopp bereits im September 2007 in LMd berichtete. Der Traum vom Eldorado unter dem Packeis ist durch den Klimawandel nähergerückt: „Von der Wärme angelockt, treffen die Anrainerstaaten ihre Vorbereitungen, um sich die gewaltigen Schätze zu sichern, die ihnen die Packeistragödie beschert“, schreibt Gilles Lapouge in seinem lakonischen Abschiedstext „Das Weiß, das weicht“ in LMd vom Januar 2011.