Sabine Hornig
Die Arbeiten der Bildhauerin und Installationskünstlerin Sabine Hornig (geb. 1964) erkunden die Welt durch Rekonstruktionen. Die ersten künstlichen Welten aus Holz und Rauputz entstanden noch während ihres Kunststudiums in Berlin. Alltägliche Objekte wie Fenster oder Balkone wurden zu Erscheinungen: Wald hinter Fenster, Luftballons auf Glas. „Jede Tatsache, die ich durch ein Objekt im Raum schaffe“, sagt Hornig, „wird gleichzeitig in Zweifel gezogen.“
Als Grundelement ihrer subjektiven Rekonstruktionen verwendet sie vielfach Fotografien von Glasfassaden. Wesentliches Anliegen ihrer Arbeiten ist es, den – „richtigen“ – Augenblick zu finden, an dem sich im Glas selbst Raum und Spiegelbild derart überlappen, dass sich zwischen Scheibe und Foto der reale in einen imaginären Raum verwandelt. Indem Hornig diese Vexierbilder dann als transparente Großbilder in Wänden oder Stahlkästen rekonstruiert, wird der Raum dem Betrachter selbst zum Ort der Verunsicherung: Absichtsvoll wird ihm der sichere Standort entzogen. Ist der Wald, den man rundum sieht, nur ein Bild? Liegt hinter dem Fenster ein Raum? Den äußerst handfesten Titeln (Nachtfenster, Hauswand mit Bewegungsmelder) steht die Auflösung sicherer Orte und fester Körper entgegen. Die Erfahrung des Kunstwerks als eines von seiner zeitlichen und räumlichen Situation abhängigen Gegenstands, wie sie in Kubismus oder Minimal Art entwickelt wurde, dient Sabine Hornig zur Erkundung einer spezifischen gesellschaftlich Situation: Wo ist mein Ort und wie lässt er sich beschreiben?MLK
Katalog: Sabine Hornig, „Der zweite Raum“, Herausgeber Centro Cultural de Belem, Ostfildern (Hatje Cantz) 2006. Ausstellung: 23. 2.–28. 5. 2006 in der Berlinischen Galerie.
© Sabine Hornig und VG Bild und Kunst, Bonn 2006