13.09.2013

REPORTER OHNE GRENZEN FÜR PRESSEFREIHEITMeldungen des Monats

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Schlechte Nachrichten aus Syrien

Im syrischen Bürgerkrieg wurden bis heute etwa hundert Journalisten aufgrund ihrer Arbeit getötet. Nach Recherchen von Reporter ohne Grenzen (RoG) wurden bisher 25 professionelle Journalisten und etwa 70 „Bürgerjournalisten“ Opfer der Gewalt. Zudem werden derzeit 14 ausländische und mehr als 60 syrische Medienarbeiter von verschiedenen Konfliktparteien festgehalten oder gelten als vermisst. Einer der jüngsten Fälle ist der von Shahir Muaddamani. Der Leiter einer lokalen Pressestelle in Daraja bei Damaskus wurde am 16. August durch eine explodierende Granate tödlich verletzt. Auffällig oft wurden Korrespondenten des oppositionellen Senders Orient TV verletzt, die von Assads Armee offenbar gezielt unter Beschuss genommen werden.

Auf der anderen Seite geschieht es immer häufiger, dass bewaffnete Rebellen und vor allem militante Islamisten Journalisten festnehmen oder entführen. Für solche Übergriffe war in den vergangenen Monaten vor allem die al-Qaida nahestehende Gruppe Isis (Islamischer Staat im Irak und in Syrien) verantwortlich. Sie und die islamistische Al-Nusra-Front werden von RoG zusammen mit Syriens Präsidenten Baschar al-Assad zu den größten Feinden der Pressefreiheit weltweit gezählt.

Zu den Vermissten gehört der bekannte Medienaktivist Mohammed Nour Matar, der verschwunden ist, seit er am 13. August aus der nordsyrischen Stadt Raqqa über Kämpfe zwischen rivalisierenden Rebellengruppen berichten wollte. Ein Sanitäter fand seine Kamera am Ort eines von Isis verübten Selbstmordattentats. In Raqqa hatte die Isis schon im Mai den Sitz der Nachrichtenagentur Free Syria News angegriffen und zehn Mitarbeiter festgenommen, die nach Angaben von Büroleiter Jassem Awas und Chefredakteur Jamil Salou 25 Tage lang misshandelt und gefoltert wurden.

Immer noch vermisst ist auch Sami Jamal, ein Mitarbeiter des von RoG unterstützten unabhängigen Senders Radio Rozana. Er wurde am 14. August bei Aleppo von Isis-Rebellen entführt. Der freie Journalist Mustafa al-Ahmady, der für arabische Medien arbeitet, wurde am 11. Juni in dem Grenzort Jarabulus von der Nusra-Front festgenommen. Er wurde Berichten zufolge öffentlich gefoltert, bevor er nach fünf Tagen wieder freikam. In den von der Opposition gehaltenen Gebieten wurden sogenannte Schariagerichte eingerichtet, die Medienarbeiter verhaften lassen und Willkürurteile gegen sie fällen.

Auch die Sicherheitskräfte des Regimes gehen unvermindert brutal gegen Berichterstatter vor. Am 12. Juni verurteilte ein Militärgericht in Damaskus den Journalisten Bilal Ahmed Bilal vom TV-Sender Falesteen al-Youm zu 15 Jahren Gefängnis. In Haft sind nach wie vor drei Mitarbeiter des Syrischen Zentrums für Medien- und Meinungsfreiheit, denen bis zu 15 Jahre Gefängnis drohen.

Le Monde diplomatique vom 13.09.2013