13.04.2006

Bakterien, Hefe, Hamster

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Bakterien, Hefe, Hamster

Medikamentenpflanzen sind genetisch veränderte Pflanzen, in die ein Gen eingebaut wurde, das ein pharmazeutisch interessantes Protein produziert. Diese Technologie wird seit 25 Jahren in Labors eingesetzt. Dabei werden mit Hilfe von Zellkulturen (Bakterien, Hefe) oder Zellen von Insekten, Hamsterovarien oder Pflanzen therapeutisch wichtige Proteine (Insulin, Wachstumshormone, Impfstoffe) hergestellt.

Dass zu diesem Zweck nun Freilandpflanzen eingesetzt werden „müssen“, wird mit technischen und wirtschaftlichen Überlegungen begründet. Hefezellen erfüllen diesen Zweck mitunter aber genauso gut oder besser als Pflanzen. Auch wenn Pflanzen das ideale Umfeld wären, könnte man dasselbe Ziel auch mit Zellkulturen einer Medikamentenpflanze erreichen. Das wirtschaftliche Argument, Freilandpflanzen erforderten geringere Investitionen, stellt eventuelle Umwelt- und Sozialkosten durch Kontaminierung nicht in Rechnung.

Der Freilandanbau solcher Pflanzen birgt für Mensch und Tier das Risiko der unkontrollierten Einnahme verschreibungspflichtiger Stoffe. Die US-Akademie der Wissenschaften hat sich in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2004 im Übrigen kritisch zum Freilandanbau geäußert („Biological confinement of genetically engineered organisms“). Man sollte darauf hören.

Christian Vélot

Christian Vélot ist Molekulargenetiker an der Universität Paris-Sud.

Le Monde diplomatique vom 13.04.2006, von Christian Vélot