12.05.2006

Amy Cutler

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Amy Cutler

Die femininen Welten der Amy Cutler sind dem Hier und Jetzt entrückt in jenes Traum- oder Märchenland, wo Frauenzöpfe Stricke der Rettung wie der Verwicklung sind. Wo Kleider zu Zelten und Pickelhauben zu Regenschirmen werden.

Angefangen hat die New Yorker Künstlerin (geb. 1974) mit gegenständlichen Ölgemälden. Dann, 1995, entdeckte sie während eines Studienaufenthalts am Frankfurter Städel mittelalterliche Handschriften, deren Miniaturen sie ebenso faszinierten wie die narrativen Gemälde der Renaissance, denen sie bei ihren Reisen durch Europa begegnete. So fern die Welten, so nah und real die Impulse: eine Bildbegegnung, die die eigene Malweise bereichert, eine Zeitungsmeldung, die neue Themen liefert.

In Deutschland liegt jetzt erstmals ein Katalog vor: In „Paintings and Drawings“ (Hatje/ Cantz) hat Amy Cutler ihre Figuren, die wie Puppen aus der Spieldose erscheinen, mit wundersamen, obskuren Details ausgemalt und sich eine eigene Bildsprache geschaffen. Trotz des eigenartigen, unterkühlten Zaubers reflektiert Amy Cutler auf diese Weise die Gewalt unserer Zeit.

© Amy Cutler, Courtesy Leslie TonkonowArtworks + Projects, New York.

Le Monde diplomatique vom 12.05.2006